Der Vorfall um ein Video, das einen jungen Mann beim Zeigen einer vermeintlich neonazistischen Geste zeigt, zieht weitere Kreise. Das Präsidium der Goethe-Universität gab eine Stellungnahme ab; auch der Beschuldigte selbst äußerte sich.
Nathanael Reuter /
Mittlerweile hat sich das Präsidium in einer ausführlichen Stellungnahme zu dem Video, das die Fachschaft Gesellschaftswissenschaften bei Facebook eingestellt hat, geäußert. „Das Video mit in der Tat irritierenden Bildern wurde bei außeruniversitären Aktivitäten im Rahmen einer von der Fachschaft der Lehramtsstudierenden (L-Netz) organisierten Orientierungswoche für angehende Lehrkräfte aufgenommen“, stellt das Präsidium klar. Das Präsidium begrüßte, dass das Video bis zur rechtlichen Klärung der Angelegenheit von der Fachschaft Gesellschaftswissenschaften gelöscht wurde. In den sozialen Netzwerken kursiert das Video dennoch weiterhin. Die Universitätsleitung wies darauf hin, dass eine rechtsradikale Intention der gezeigten Geste bisher nicht verifiziert werden konnte und verweist auf die Unschuldsvermutung. Die im Video zu sehende Person bestreite, eine rechtsradikale Geste ausgeführt zu haben. Die Lehramtsfachschaft „L-Netz“ fühle sich durch die Veröffentlichung des Videos und den dazugehörenden Kommentar der Fachschaft Gesellschaftswissenschaften zu Unrecht angegriffen.
Das Präsidium der Goethe-Universität veranstaltete am Mittwoch einen runden Tisch mit den beteiligten Gruppen an der Goethe-Universität. Dabei sei aber, laut Informationen aus Studierendenkreisen, eher über Gesprächskultur an der Universität und weniger über den Vorfall geredet worden. Die Universitätsleitung teilte mit, allen Betroffenen würden Beratungsangebote zur Verfügung gestellt, das Präsidium rief die Parteien zur Mäßigung auf.
Inzwischen ist bei der Polizei eine Strafanzeige gegen die im Video zu sehende Person eingegangen, wie die Polizei auf Twitter mitteilte. In der Sitzung der Fachschaftenkonferenz (FSK) am Mittwoch, in der der Vorfall thematisiert wurde, wurden nähere Informationen zur beschuldigten Person bekannt. Er sei früher Tutor in der O-Phase der Lehramtsfachschaft „L-Netz“ gewesen, sei mittlerweile aber kein Student mehr. Er distanziere sich ausdrücklich von jedwedem rechtsextremen Gedankengut und fühle sich zu Unrecht angegriffen. Der Anwalt, des in dem Video zu sehenden Mannes, hat derweil mitgeteilt, sein Mandant stehe jeglicher Form des Rechtsextremismus fern und bestreite, verfassungsfeindliche Symbole gezeigt zu haben. Es handle sich um eine böswillige Kampagne der Fachschaft Gesellschaftswissenschaften. Eine vom Anwalt geforderte Unterlassungserklärung, ist inzwischen vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) unterschrieben worden. Die Diskussion in der FSK drehte sich derweil um die Frage der Dynamik bei Orientierungswochen. Eine Resolution, die „Brüllorgien“ bei Orientierungsveranstaltungen generell untersagen sollte, fand keine Mehrheit. Letztlich wurde ein Antrag der Fachschaft Gesellschaftswissenschaften angenommen, der die Fachschaften verpflichtet, kein rassistisches, sexistisches, antisemitisches, homophobes und anderweitig diskriminierendes Verhalten zu tolerieren und dagegen vorzugehen.
Die Vorsitzende des AStA Kyra Beninga freut sich, dass die Resolution angenommen wurde, dass die genannten Punkte umgesetzt würden, sei wichtig für die Studierendenschaft. Diese würden ohnehin das Leitbild der Goethe-Universität wiederspiegeln, sie freue sich dennoch über den Beschluss, aufgrund der Wichtigkeit der beschlossenen Punkte. Laut Informationen aus der Studierendenschaft, wurde die Resolution mit 17 Ja-Stimmen, einer Nein-Stimme und neun Enthaltungen angenommen.