Das Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt nominierte kürzlich Erika Wild für den Hessischen Preis für lesbische Sichtbarkeit. Die gebürtige Frankfurterin betreibt seit über 48 Jahren den Club La Gata, Frankfurts einzige Bar für lesbische, bisexuelle und queere Frauen.
Sina Eichhorn /
Vor mehr als 48 Jahren, im Jahr 1971, eröffnete Erika Wild den Club La Gata in der Seehofstraße in Sachsenhausen. Inzwischen zählt ihre Bar als weltweit älteste und Frankfurts einzige Bar für lesbische, bisexuelle und queere Frauen. Das Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt nominierte Bar und Betreiberin nun für den Hessischen Preis für lesbische Sichtbarkeit. Dieser wird am 14. Oktober durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration vergeben.
„Ich bin einfach nur die Ricky und nicht mehr“, sagt Erika „Ricky“ Wild und lacht. „Ich liebe meine Mädels und die Bar ist mein ein und alles. Privat halte ich mich eher zurück und bin schüchtern.“ Über die Nominierung freue sie sich jedoch sehr. „Ich gönne es wirklich jedem. Doch ich weiß gar nicht, wer noch nominiert ist. Es gibt aktuell nicht viele, die sich für das Thema einsetzen“, so Wild. Viele hätten in der Vergangenheit versucht eine Bar oder ähnliches zu eröffnen, doch keine hätte länger als zwei Jahre bestanden. Lediglich eine Bar hätte acht Jahre überlebt, doch dies sei bereits mehr als zehn Jahre her.
Sie selbst sei damals eher spontan zu dem Club La Gata gekommen, letztendlich habe ihre damalige Freundin sie dazu überredet, eine eigene Bar für lesbische Frauen zu eröffnen. „Ich hab also mein Studium in BWL abgeschlossen und La Gata eröffnet.“ Irgendwann sei es dann zu dem Moment gekommen, an dem sie sich zwischen Job und Club entscheiden musste. Worauf die Wahl damals gefallen ist, ist heute unschwer zu erkennen. Auch knapp 50 Jahre später steht sie mehrmals die Woche hinter dem Tresen. Die Anfangszeit der Bar, in der zu der Zeit sehr konservativ geprägten Seehofstraße, sei mitunter nicht leicht gewesen, erzählt Wild. „Viele Nachbarinnen und Nachbarn waren am Anfang skeptisch, doch ich habe mit vielen gesprochen und sie teilweise auch mit in den Club La Gata genommen.“ Heute habe sie mit allen ein freundschaftliches Verhältnis.
Unterstützung findet die „echte Frankfurterin“, wie sie sich selbst bezeichnet, von vielen Frauen aus der Frankfurter Öffentlichkeit, auch seitens der Politik. Verena David, queerpolitische Sprecherin der CDU im Römer, bezeichnete La Gata als „einzigartiges Juwel der lesbischen Kultur“. Aus eigener Erfahrung könne sie sagen, „wer einmal da war, kommt immer wieder“. Die Politikerin beglückwünschte Wild zusätzlich in einer Videobotschaft auf Facebook, in der sie sich sehr persönlich zeigte. Darin plädierte sie für mehr lesbische Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und betonte, wie wichtig solche Plätze wie der Club La Gata seien.
Kommendes Jahr feiert Erika Wild das 50-jährige Bestehen ihrer Bar. Gemeinsam mit dem Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt plant die Barbetreibende zwei Veranstaltungen, mit denen sie ihre Gäste generationsübergreifend zusammenbringen will.
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst.