Wer beim Heimspiel im Nachtleben übers Jahr überzeugt und die meisten Fans zieht, schafft es zum „Best of ...“ in die Batschkapp Anfang Oktober. Fünf regionale Bands vor großem Publikum. Zum letzten Mal in Eschersheim.
Detlef Kinsler /
Mal ehrlich: kennen Sie eine attraktivere Option in den Tag der Deutschen Einheit hineinzufeiern? Eben. Für kleines Geld fünf Local Heroes – zudem zum letzten Mal vorm Umzug nach Seckbach in der altehrwürdigen „Kapp“ in Eschersheim – zu erleben, das ist konkurrenzlos. Spannend zudem, weil beim kleinen Festival-Klassiker immer auch eine erstaunliche Bandbreite an musikalischen Stilen präsentiert wird, diesmal von alten Hasen und Newcomern. Das Trio Elfmorgen, echte Spaßvögel vor dem Herrn, nennen ihren Sound Drpftlfm. Das steht für deutschsprachigen Rock und Punk mit Fun: traurig-lustige Freundschaftsmusik. „Gibt es diese Welt auch in schön?“ fragen sie und wissen: Frechheit siegt. Gastone ist die einzige Frankfurter Band mit Ersatzbank. Kaum einer kann wie Giuseppe Porrello auf einen solchen Pool von Topinstrumentalisten zurückgreifen. Kann sein Gitarrist mal nicht, taucht er mit einem Akkordeonspieler auf. Auch der sardische Sizilianer mit Homebase im Gallus wünscht sich eine „Bessere Welt“ und die klingt bei ihm trotz italienischem Blut in den Adern nicht nach Azzurro“, Zucchero und Ramazzotti, sondern nach Eric Clapton, Rio Reiser, Paolo Conte, Reggae, Balkan und Mestizo. Qualitäts-Partymucke. Way Beyond Reason gehören zur Fraktion der Youngsters an diesem Abend. Vier Typen, ein Mädchen und energische Gitarren-Riff-Rocker, die nächste Generation des Stoner Rock. Wehe wenn sie losgelassen ... The Munitors haben bei Heimspiel-Booker Matze Brunner einen Stein im Brett. „Super, sie klingen etwas wie die Arctic Monkeys, mit sehr gutem Sänger.“ Die Indie-Brit-Rock-Gruppe aus Friedberg selbst benennt als Einflüsse We Are Scientists, Foals und Bloc Party. Treibende Rhythmen, tolle Gitarrenarbeit, überzeugende Melodien. Die Romantiker des Abends sind Jank Kovik. Sänger und Gitarrist Marko Jankovic kann man auch solo und gerne bei Kerzenlicht erleben, ein schönes Beispiel findet man auf Vimeo, „Finding Peace“. Ein wehmütiges wie aufwühlendes Stück Musik, eine bittersüße Ballade über Einsamkeit und die Liebe als kostbares Gut. Als Quintett leben die Musiker die Schönheit uramerikanischer Roots-Music aus. Folk, Country, Blues. Mit Bees Village haben sie im Nachtleben gespielt, man kann sie sich auch im Doppelpack mit Ghost Of A Chance, Hands On The Wheel oder Wolf Schubert-K & The Sacred Blues Band vorstellen. Emotional, ehrlich. Songs, die auch vom Scheitern erzählen, dabei Sehnsüchte formulieren, Raum für Träume lassen und keinen Zweifel lassen, dass der Sänger an die Erlösung durch die Kunst glaubt. Ein Melancholiker mit Zuversicht. Detlef Kinsler
>> Best of Mainova Heimspiel, Ffm., Batschkapp, 2.10., 19 Uhr, Eintritt: 6,60