Hanau-Attentäter

Gutachter stellt paranoide Schizophrenie fest

Favorisieren Teilen Teilen

Im Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung des Hanau-Attentats hat am Montag ein psychiatrischer Sachverständiger ausgesagt. Ihm zufolge soll der Attentäter an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt gewesen sein und sich ab 2019 radikalisiert haben.

sfk /

Der Untersuchungsausschuss (UNA) zur Aufarbeitung der rassistisch motivierten Morde von Hanau hat im Juli vergangenen Jahres seine Arbeit aufgenommen. Nachdem in seinen ersten Sitzungen die Angehörigen der Opfer angehört wurden, sollen nun Sachverständige sowie beteiligte Behörden in den Fokus rücken. Geklärt werden soll etwa, welche Informationen der Hessischen Landesregierung und den zugehörigen Behörden über den Täter und dessen Vater zu welchem Zeitpunkt vorlagen. Darüber hinaus sei eines der Ziele, herauszufinden, ob mit diesen Information sachgerecht umgegangen worden sei.

Mit dem psychiatrischen Sachverständigen Henning Saß wurde am Montag ein erster Sachverständiger gehört. Wie mehrere Medien berichten, habe dieser mitgeteilt, Tobias R. habe sich ab 2019 radikalisiert und gleichzeitig sei er an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt, was – miteinander verwoben – zu den Morden am 19. Februar 2020 geführt habe. Saß selbst hatte im Auftrag des Generalbundesanwaltschaft (GBA) ein Gutachten zum Täter erstellt und dazu am Montag im Untersuchungsausschuss des Landtags gesprochen.

„So tieftraurig und bestürzend der Anschlag auch ist, hessischen Behörden kann daraus kein Vorwurf gemacht werden. Bemerkenswert ist auch, dass der Sachverständige den Täter für schuldunfähig hält“, teilte dazu Jörg Michael Müller, Obmann der CDU-Landtagsfraktion im UNA Hanau, mit.

Unklar blieb zunächst, welche Sachverständigen in den kommenden Sitzungen gehört werden sollen. Jörg-Uwe Hahn, der Obmann der FDP, kündigte an, dass die FDP gemeinsam mit CDU und Grünen den Beweisantrag für 16 weitere Zeuginnen und Zeugen zusammen stellen werde. Vonseiten der Grünen hieß es dazu: „Die Angehörigen der Opfer haben uns in ihren Aussagen einen klaren Auftrag mitgegeben. Wir werden nun die Sicherheitsbehörden mit ihren Fragen konfrontieren. Dazu gehören die Fragen, welche Informationen vorlagen und ob diese ausgereicht hätten, um die Gefährlichkeit des Täters vor dem rassistischen Anschlag zu erkennen und diesen eventuell verhindern zu können“, so Vanessa Gronemann, Obfrau der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Zudem wollen wir herausfinden, wo es eventuell strukturelle Schwächen beim Identifizieren potentieller rechter Gewalttäter gibt und wie wir die hessischen Behörden diesbezüglich besser aufstellen können“, so Gronemann weiter.


Anzeige
Anzeige

Mehr Stadtleben-News

Anzeige
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige