Der Hafen 2 auf der Offenbacher Hafeninsel hat sich in den vier Jahren seit seiner Entstehung zu einer kulturellen Institution gemausert. Nun soll das Areal als Gewerbe- und Wohngebiet erschlossen werden und auch die Hochschule für Gestaltung (HfG) wird dort einen neuen Standort erhalten. Die Stadt Frankfurt befürchtet indessen Klagen der zukünftigen Nachbarn wegen Lärmbelästigung durch den gegenüberliegenden Frankfurter Osthafen. Wir befragten den Offenbacher Oberbürgermeister zum Stand der Entwicklungen.
JOURNAL FRANKFURT: Die HfG soll auf die Hafeninsel ziehen. Wann geht’s los?
Horst Schneider: Die HfG ist ein Juwel in der bundesdeutschen Hochschullandschaft und ein Nukleon um Kreativwirtschaft anzuziehen. Ihr Umzug hängt nur noch davon ab, ob unter einer künftigen Landesregierung die in Aussicht gestellten 30 bis 40 Millionen Euro im Rahmen des Heureka-Programms für einen Neubau auch weiterhin zur Verfügung stehen. Die Stadt hat im Januar einen Satzungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt gefasst. Die Planungen für die Erschließung und die Verhandlungen mit Investoren laufen. Wenn alles gut geht, rollen noch dieses Jahr die Bagger.
Was passiert dann mit dem KingKa Beach-Club und dem Hafen 2?
Die Erschließung erfolgt zunächst von der Carl-Ulrich-Brücke aus. Der Beach Club an der westlichen Spitze bleibt also von dem Bauvorhaben völlig unbetroffen und kann weiterhin seinen Betrieb ohne Einschränkungen fortführen. Der Hafen 2 liegt mir schwer im Magen, denn ich habe die kulturelle Entwicklung dort mit Wohlgefallen betrachtet. Auf jeden Fall kann der Sommerbetrieb ganz normal laufen, zum Beispiel wieder mit Public Viewing zur Fußballeuropameisterschaft 2008. Bis September passiert da gar nix. Allerdings wird das Gelände um den ehemaligen Lokschuppen der Erschließungsstraße weichen müssen. Wir sind momentan fieberhaft dabei einen adäquaten oder sogar besseren Ersatzstandort für den Hafen 2 zu finden, wenn möglich ebenfalls an der Mainlinie. Gleiches gilt übrigens für den Ruderclub Hellas.
Können Sie die Bedenken der Stadt Frankfurt bezüglich einer Klagewelle gegen den Osthafen zerstreuen?
Wir wissen um das Problem der Lärmbelästigung durch den Frankfurter Osthafen. Deshalb haben wir den Satzungsbeschluss für die Bebauung noch mal nachgebessert. Durch eine abschottende Bebauung zur Flussseite im Norden haben wir einen hohen Lärmschutzstandard. Das Hafenbecken ist dadurch abgeschirmt. So können dort hochwertige Wohnlagen entstehen. Im Übrigen begrüße ich die sehr konstruktive Haltung von Dezernent Stein und OB Roth in dieser Sache. Wir haben einen Termin vereinbart, bei dem wir die betroffenen Frankfurter Gewerbetreibenden über die geplanten Baumaßnahmen informieren.
Aber die Garantie, dass niemand klagt, können auch Sie nicht geben?
Das stimmt. Allerdings erwarte ich, dass solche Klagen enden wie das Hornberger Schießen. In einem Ballungsraum wie dem Rhein-Main-Gebiet gibt es nun mal Konkurrenzsituationen zwischen den Kommunen, die wir gemeinsam lösen müssen.
Interview: Jan-Otto Weber
Unser Foto zeigt eine Visualisierung der künftigen Hafenbebauung in Offenbach. Sie stammt von der Mainviertel Offenbach GmbH