Bis heute ist vielen nicht bewusst, dass sich mitten in Frankfurt ein Konzentrationslager befand: Das KZ Katzbach in den Adlerwerken. Die Stadt hatte das Fritz Bauer Institut mit der Erforschung der Geschichte beauftragt, nun wurden die ersten Teil-Ergebnisse vorgestellt.
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Die Stadt Frankfurt hatte das Fritz Bauer Institut im vergangenen Jahr mit der Erforschung der Geschichte des Konzentrationslagers Katzbach in den Adlerwerken beauftragt. Andrea Rudorff, die mit der historischen Studie betraute Historikerin, stellte am Mittwoch im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung des Kulturdezernats und des Fritz Bauer Instituts die ersten Forschungsergebnisse vor. Unter dem Titel „Mörderische Zwangsarbeit. Das KZ-Außenlager Katzbach bei den Adlerwerken Frankfurt am Main“ sprach sie zum Semesterauftakt in der Goethe Universität. Zur Veranstaltung begrüßten Stadträtin Elke Sautner in Vertretung von Kulturdezernentin Ina Hartwig und Sybille Steinbacher für das Fritz Bauer Institut.
„Es ist erschütternd, welche Verbrechen 1944/45 unter aller Augen im Gallusviertel verübt wurden. Und es ist erschütternd, wie lange man sie in der Stadtlandschaft systematisch verdrängte. Die Forschung von Andrea Rudorff bietet uns nun die wissenschaftliche Grundlage, eine neue, würdige Gedenkkultur an die Gefangenen des Konzentrationslagers in den Adlerwerken zu entwickeln“, sagte Kulturdezernentin Hartwig.
Das Konzentrationslager in den Adlerwerken mit dem Tarnnamen Katzbach wurde 1944 als Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof errichtet. Die meisten Gefangenen stammten aus Polen, viele von ihnen waren am Warschauer Aufstand beteiligt. In den Adlerwerken mussten sie unter grauenvollen Bedingungen Zwangsarbeit für die deutsche Rüstungsindustrie leisten. Nur in wenigen Lagern war die Sterblichkeit von Zwangsarbeitern so hoch wie hier: Über ein Drittel der nach Frankfurt verschleppten Menschen starb binnen weniger Wochen und Monate aufgrund von Unterernährung, katastrophalen Lebensbedingungen und Gewalt. 1945 wurde das Lager aufgelöst und die Gefangenen auf einen Todesmarsch geschickt, den ein Großteil von ihnen nicht überlebte.
Bis heute ist vielen Frankfurterinnen und Frankfurtern unbekannt, dass sich mitten in der Stadt ein Konzentrationslager befand. Die Stadt Frankfurt setzt sich in enger Kooperation mit dem Förderverein für die Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main für eine neue Gedenk- und Erinnerungskultur im Gallus ein. Die Studie der Fritz Bauer Stiftung läuft noch, sie soll im Herbst/Winter dieses Jahres abgeschlossen und veröffentlicht werden.