Die Entscheidung des Konzerns Siemens, sich an einem umstrittenen Bauprojekt eines Kohlebergwerks im von Waldbränden verheerten Australien zu beteiligen, hat am gestrigen Montag viele Demonstrierende der Fridays for Future-Bewegung auf die Straßen gezogen.
Elena Zompi /
Fridays for Future hat am gestrigen Montag zu einer Spontan-Demo gegen Siemens in mehreren Städten aufgerufen – darunter auch in Frankfurt. „Heute um 17 Uhr Spontan-Demo am Zoo. Siemens verkauft unsere Zukunft, das können wir und werden wir nicht zulassen“, twitterte Fridays for Future Frankfurt etwa sieben Stunden vor Beginn der Demo. Konkret ging es bei der Demo um die Entscheidung des Konzerns Siemens, an der umstrittenen Lieferung einer Zugsignalanlage für ein Kohlebergwerk in Australien festzuhalten.
„Siemens ist schuldig, Siemens macht mit. Auf Kosten der Umwelt ein Mordsprofit“, ruft die Menge vor dem Zoo immer lauter werdend. Doch um so einen Mordsprofit handelt es sich dabei gar nicht. Bei dem Auftrag geht es gerade einmal um einen Profit von 18 Millionen Euro für Siemens. Zum Vergleich: Der Jahresumsatz des Konzerns beträgt rund 90 Milliarden Euro. Fridays for Future zeigt sich enttäuscht: „Für nur 0,02 Prozent des Jahresumsatzes hat Siemens unsere Zukunft verkauft“, ruft Helena Marschall. „Das ist halt scheiße.“
Die Idee zu der Demo sei nachts um drei Uhr entstanden, erzählt Marschall. 14 Stunden später steht die Menge vor dem Zoo. Fridays for Future selbst spricht von 300 Demonstrierenden, die Polizei Frankfurt schätzt die Zahl auf etwa 150. Die 46-jährige Marion K. erzählt, sie sei bei den Großdemos immer dabei. Sie versuche freitags ihre Mittagspause so anzupassen, dass sie mitdemonstrieren kann. „Es kann doch nicht sein, dass der Kohleabbau immer noch unterstützt wird“, sagt sie. Auch Elliot D. (15) hat die Entscheidung am Montag nach Frankfurt gebracht: „Ich wünsche mir, dass Siemens sich mehr für die Umwelt engagiert und solche Projekte, wie den Bau des Kohlebergwerks in Australien, nicht zu unterstützen.“
Gegen 18 Uhr machten sich die Demonstrierenden dann geschlossen auf den Weg in Richtung Zeil. Zwischen Schnellimbissen, Sonnenstudio und Cafés hallt es „Stopp Adani, stopp, stopp Adani“, „We are unstoppable, another world is possible“ oder auch „What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!“ Eins ist sicher: Die Aufmerksamkeit der Frankfurterinnen und Frankfurter haben die Demonstrierenden. Viele Anwohnerinnen und Anwohner schauen aus ihren Fenstern, Gäste in den umliegenden Restaurants filmen den Demonstrationszug, Kellner kommen aus den Restaurants und Cafés, stehen mit verschränkten Armen am Rand, selbst die muskelbepackten Fitnessstudiogänger unterbrechen ihr Training, um nachzusehen, was da auf der Zeil passiert. Die Gesichter der Zuschauerinnen und Zuschauer verraten jedoch schnell, dass viele nicht wissen, wogegen dort demonstriert wird. Die Demonstrierenden versuchen trotzdem, sie zum Mitmachen zu bewegen: „Leute lasst das Glotzen sein, reiht euch lieber in die Demo ein“, ruft die Menge – allerdings erfolglos.