Künftig will die Deutsche Flugsicherung (DFS) die Anwesenheit von Fluglotsen im Tower schärfer kontrollieren. Mitarbeiter der DFS-Revisionsabteilung sollen ab sofort eine uneingeschränkte Zugangsberechtigung zu den Flughafen-Kontrolltürmen bekommen. Laut einem Bericht der Zeitschrift Der Spiegel reagierte die Geschäftsführung der DFS damit Ende vergangener Woche auf einen schweren Zwischenfall am Frankfurter Flughafen. Dort war es in der Nacht vom 17. auf den 18. Juli beinahe zu einer Katastrophe gekommen, als der Pilot einer zweimotorigen Cessna nicht die ihm zugewiesene Startbahn, sondern einen parallel verlaufenden Rollweg zum Start benutzte und beinahe mit einer am Boden stehenden Passagiermaschine vom Typ Boeing 737 kollidiert wäre. Nachforschungen der DFS ergaben, dass zu diesem Zeitpunkt lediglich ein Lotse eines vierköpfigen Teams im Tower an seinem Arbeitsplatz war. Dieser bemerkte den Fehler erst, als die Cessna die Boeing gerade knapp überflogen hatte. Intern haben Fluglotsen darauf hingewiesen, dass es für die Tower-Besatzung bisher relativ risikolos war, die strikten Vorschriften zu umgehen, nach denen die Lotsen gezwungen sind, auch in den verkehrsarmen Nachtstunden immer zu zweit den Verkehr am Frankfurter Flughafen zu überwachen: Die Prüfer der DFS mussten mangels eigener Zugangsberechtigung erst am Tower-Eingang klingeln und um Einlass bitten, bevor sie in den Kontrollraum gelangen konnten. In der Zwischenzeit, so ein Lotse, "war es ein Leichtes, schlafende Kollegen im Ruheraum zu wecken und nach oben zu holen". Die DFS-Führung überlegt zudem, künftig die Gespräche der Lotsen im Tower aufzuzeichnen. Damit könnten vorschriftswidrige Absprachen über ungenehmigte Pausen nachträglich aufgedeckt werden.