Macht Fluglärm krank? Wachsen Kinder im Einzugsbereich eines großen Flughafens mit mehr Stress und Angst auf als Gleichaltrige, die nachts ungestört durchschlafen können? Viele Menschen im Rhein-Main-Gebiet hätten gerne fundierte und glaubwürdige Antworten auf diese Fragen.
Ein neuer Bericht des Frankfurter Amts für Gesundheit fasst nun auf gut 200 Seiten alles zusammen, was die Forschung bisher über „Fluglärm und Gesundheit“ weiß. Hier finden Ärztinnen und Ärzte, Stadtverordnete oder Mitglieder von Bürgerinitiativen einen guten Überblick über die teils schwer zugängliche und meist nur in englischer Sprache erschienene Literatur.
Im Auftrag von Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann hat Privatdozentin Dr. Ursel Heudorf rund fünfzig epidemologische Studien ausgewertet. Im ersten Teil des Berichts stellt die Autorin die wichtigsten Erkenntnisse auf 75 Seiten kompakt und verständlich dar. Im zweiten Teil beschreibt sie dann detaillierter, wie einige der Studien an Flughafenstandorten von Amsterdam-Schiphol bis Sidney angelegt waren und welche Ergebnisse sie erbrachten.
„Das Rhein-Main-Gebiet leidet nicht allein“, sagt Stadträtin Manuela Rottmann. „Wir möchten, dass das weltweite Wissen über die gesundheitlichen Belastungen durch Fluglärm hier diskutiert wird und dass hoffentlich Konsequenzen daraus gezogen werden.“
Die Autorin fasst die Ergebnisse ihrer Recherche so zusammen: Fluglärm belästigt Erwachsene und Kinder. Hier stimmen alle Studien überein. In den letzten Jahren nimmt die Belästigung generell zu. Bei Erwachsenen wurden die stärksten Auswirkungen von Lärm auf Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen gefunden. Frühere Untersuchungen zeigten hier eindeutige Zusammenhänge, in den neueren Untersuchungen waren die Auswirkungen bei abnehmender Lärmbelastung geringer. In der jüngsten multizentrischen HYENA-Studie konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen nächtlichem Fluglärm und Bluthochdruck gefunden werden, nicht zur Fluglärmbelastung am Tage. Am Tage war die Verkehrslärmbelastung mit einem höheren Risiko für Bluthochdruck verbunden. In einer anderen neueren Studie war die Verschreibung von Blutdruckmitteln auch stärker mit nächtlichem Fluglärm als mit Fluglärm am Tage assoziiert.
Bei Kindern wiesen die Untersuchungen zu Auswirkungen von Fluglärm auf den Blutdruck und den allgemeinen Gesundheitszustand in den verschiedenen Studien unterschiedliche Ergebnisse auf. In den Untersuchungen zu kognitiven Leistungen waren die Ergebnisse zu Gedächtnisleistungen oder Schulleistungen oft durch familiäre oder soziale Faktoren überlagert. Doch zeigten alle Untersuchungen übereinstimmend, dass Fluglärmbelastung zu einer Beeinträchtigung der Lesefähigkeit beziehungsweise des Sprachverständnisses beim Lesen besonders schwieriger Texte führt.(pia)