Flüchtlingscafé Milena

Raus aus der Isolation

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Flüchtlingsfrauen haben oft keinen leichten Start. Denn nicht selten sind sie Analphabeten, können wegen fehlender Betreuungsangebote keine Deutschkurse belegen und sind isoliert. Das Café Milena will helfen.

Christina Weber /

Im Mädchencafé in Bockenheim tobt das Leben. Rund 40 Mädchen spielen, malen oder rennen umher – ein ganz alltäglicher Anblick. Das Angebot richtet sich an sozial schwache Familien und solche mit Migrationshintergrund. Für nur 30 Euro monatlich werden die Mädchen hier nach der Schule betreut, es wird gemeinsam gekocht und es werden Hausaufgaben gemacht. Immer mehr der Kinder berichteten Betreuerin Maneesorn Koldenhofe davon, dass nun auch Flüchtlinge in ihren Schulklassen seien. „Sie sagten: ‚Wieso können sie nicht mit hierher kommen? Wir können ihnen doch Deutsch beibringen‘“, erzählt Koldenhofe.

Den Vorschlag nahm sich das Mädchencafé zu Herzen. Einfach mehr Betreuungsplätze zu schaffen, sei aber aus Platzgründen nicht möglich gewesen. Gerade wurde die Zahl der Plätze auf 40 aufgestockt, dadurch werde es zunehmend eng im Mädchencafé. „Eigentlich sind die Räume nur für 35 Mädchen ausgelegt. Aber wir können einfach schlecht nein sagen“, so Koldenhofe. Also sollte für Flüchtlinge ein neues, eigenständiges Angebot her: Das Café Milena entstand. Frauen, die mit oder ohne Kinder nach Frankfurt geflohen sind, bekommen hier Deutschunterricht und einen Raum, um sich auszutauschen. In regelmäßigen „Erzählcafés“ werden zudem wichtige Themen besprochen – etwa, wie man bürokratische Hürden überwindet.

Möglich ist das nur durch die finanzielle Unterstützung zweier neue Träger: die KfW- und die Linsenhoff-Stiftung. Dadurch konnte zunächst eine neue Stelle geschaffen werden. Was aber nach wie vor dringend fehle, seien neue Räume. Vorerst werde das Café Milena im Mädchencafé stattfinden, das sei jedoch nur eine vorübergehende Lösung, betont Koldenhofe. Um überhaupt Frauen für das neue Angebot begeistern zu können, seien sie in vielen Flüchtlingsunterkünften gewesen und hätten das Konzept vorgestellt. Am Anfang sei es eine sehr mühsame Aufgabe gewesen, die Frauen zu erreichen. „Aber als die ersten fünf hier waren, hat das Ganze eine Eigendynamik entwickelt“, berichtet Koldenhofe.

Inzwischen gibt es zwei Kurse – einen mit elf Frauen, die hier nicht nur Deutsch lernen, sondern teilweise auch erst alphabetisiert werden. Hier nehmen nur Frauen teil, die auf absehbare Zeit in Frankfurt bleiben werden. Im zweiten Kurs sind auch Flüchtlinge, die eventuell noch anderen Städten zugeteilt werden. Da der Unterricht dadurch zeitlich stark begrenzt sein kann, gilt die Voraussetzung, lesen und schreiben zu können. „Selbst wenn die Teilnehmerinnen nicht in Frankfurt bleiben – dann haben sie die Zeit wenigstens sinnvoll genutzt“, sagt Martina Köchling von der KfW-Stiftung. Neben den Deutschkursen, die ehrenamtlich von Lehrern und Lehramtsstudenten geleitet werden, gibt es im Café Milena auch weitere Angebote.

Besonders wichtig sei die Kinderbetreuung. Denn oft können Frauen Deutschkurse und andere Angebote gar nicht wahrnehmen – weil in der Zeit niemand auf den Nachwuchs aufpassen kann, erklärt Ann Kathrin Linsenhoff von der Linsenhoff-Stiftung. Hier sind die Kinder nur einen Raum weiter – und die Mütter können sich ganz aufs Lernen konzentrieren. Vor und nach den Kursen sowie beim „Erzählcafé“ können sie sich zudem über alltägliche Probleme austauschen, Kontakte knüpfen und einen Weg aus der Isolation finden. Bei Bedarf begleitet ein internationales Team die Frauen auf Ämter, zu Gerichten oder Ärzten. Alle Angebote sind kostenlos.

Alle Mitarbeiter hofften, dass die Idee in anderen Städten kopiert werde. Denn schon kurz nach dem Start des Cafés Milena sei klar, dass es großen Bedarf an einem solchen Angebot gebe. „Und man spürt das Herzblut hier“, freut sich Linsenhoff.


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