In der Jahrhunderthalle gastierte gestern das hr Sinfonieorchester um zum zweiten Mal das „Music Discovery Project“ zu starten. Dieses Mal holte man sich mit Mousse T., seines Zeichen erfolgreicher DJ, Produzent und Remixer einen namhaften Künstler mit ins Boot. Und das Motto, so Mousse T. an diesem Abend wurde auch schnell gefunden. Beethoven sollte auf neue musikalische Art und Weise interpretiert werden. Genauer die 5. Sinfonie von Beethoven wurde aufgeführt. In der ausverkauften Jahrhunderthalle spielte zunächst das hr Sinfonieorchester auf klassische Art Beethovens Werk. Souverän wie eh und jäh leitete Chefdirigent Paavo Järvi sein Sinfonieorchester durch die „Schicksalssymphonie“. Um dem doch gut gemischten Publikum auf etwas fürs Auge zu bieten, wurden auf drei Leinwänden das hr Sinfonieorchester projiziert, bearbeitet durch das Visual-Team „blauspace.tv“. So wurden die Bilder mit verschiedenen Farben unterlegt, mal verzerrt, mal schwarzweiß. So recht passen wollte das ganze allerdings nicht. Dieses Gefühl blieb bis zum Ende erhalten.
Nach 30 Minuten endete das Spiel des Orchesters und Mousse T. und seine Band wurden auf einer separaten Bühne in die Höhe gefahren. Das eigentliche Konzert sollte nun beginnen. Natürlich gab es eine kleine Ansprache vom DJ. Die Band, bestehend aus Saxophon, Keyboard, Bass, Gitarre, Percussions, Schlagzeug und Trompete, und den jeweiligen Personen, die die Instrumente auch spielen legten dann auch sofort los mit einer funkigen Variante von Beethoven. Das Zusammenspiel von Orchester und Band war in diesem Stück hervorragend. Wer aber eine gewagte Variante, sogar vielleicht die Vermischung mit House und Klassik (Mousse T. ist ein gefragter House-DJ) an diesem Abend erwartet hatte, wurde enttäuscht. Musikalisch einwandfrei konnte allerdings das ganze Konzept leider nicht wirklich die Erwartungen erfüllen. Alles klang wie schon einmal gehört, es wurde keine neuen Akzente gesetzt. Die „spacige“ Variante hat man in einem Science-Fiction-Film sicherlich schon mal irgendwie gehört (immerhin stimmte das Motto). Die Band trat mitunter so stark in den Vordergrund, dass man vom Sinfonieorchester kaum etwas hörte. Dazu gesellten sich Tänzerinnen aus dem Cocoon, die zwei Mal eigenwillige Performances zeigten, was allerdings nicht zur Musik passte und reichlich dämlich wirkte.
Natürlich wurden auch die Hits von Mousse T. ins „Beethovige“ übertragen. "Horny" und "Sexbomb" wurden von Emma Lanford gesungen, die beide Male völlig deplaziert auf der Bühne wirkte. Steif hielt sie sich an ihrem Mikrofon fest und sang die Songs runter. Sharon Phillips hatte dagegen etwas mehr zu bieten. Die Sängerin aus Trinidad und Tobago stakste in rotem Kleid auf die Bühne, schleuderte die Schuhe von den Füßen und fegte über die Bühne. Sie legte sich musikalisch mit der Band an, der Saxophonist konnte ihr nicht das Wasser reichen und sie beschwerte sich, dass sie deswegen nicht tausende von Kilometern aus der Karibik geflogen ist um sich das anzuhören. Natürlich stets mit einem Augenzwinkern. Bei der Zugabe „Is It 'cos I'm Cool“ trat erneut das geniale Zusammenspiel von Orchester und Band in den Vordergrund. Leider viel zu selten an diesem Abend.
Musikalisch war der Abend gelungen, die Umsetzung war allerdings nicht so, wie man es sich gedacht hatte. Von den Visuals und den Tänzern braucht man nicht zu reden.