Rufus Wainwrights letztes Frankfurt-Konzert im Royal endete als regelrechter Tuntenball hörte man Fans vor dem Alte Oper-Auftritt gestern noch begeistert erzählen. Komischerweise hatte ich das Ganze als vergleichsweise dezent und angenehm in Erinnerung, war aber auch vorzeitig – bei Wainwrights Interpretation von „The Long And Winding Road“ (einer meiner Beatles-No Go-Titel) – gegangen, denn so spannend fand ich Rufus´ Auftritt insgesamt doch nicht.
Diesmal fing das Ganze im Mozartsaal der Alten Oper gleich schrill und bunt an. Die Stars Stripes zierten die Bühnenrückwand – allerdings ohne Stars. Die klebten auf dem Flügel und waren auf der Flagge ersetzt durch Feder, Libelle, Krönchen, Schneeflocken und anderen Symbole, die sich auch auf den Klamotten von Wainwrights Septett wieder fanden. Ein Käfig voller Narren, Indianer, Hippies, Gangster und Rufus im bunten Fantasieanzug (der dem Blick auf die Brustbehaarung frei gab) mitten drin – mit großer Geste, großer Stimme und witzigen Geschichten.
„Ich hatte mir den Laden anders vorgestellt“, schaute er sich im Mozartsaal um. Klar – der große Saal sieht mehr nach Oper aus. So oder so war eine Story fällig, nämlich die, das er eigentlich lieben gerne einen Typen killen wollte, der ihm in Wien Mozartkugeln geschenkt hatte und von denen er vor dem Konzert zu viele gegessen hatte, weil er nicht mehr von ihnen loskam. Sprach´s und widmete sich gleich einer Ballade, in der es nicht nur um Schokolade ging.
Viel opulenter war die Musik dieses Mal als im direkten Vergleich zum Konzert im Kino seinerzeit. Ein Mix aus Beat (viel Beatles und Beach Boys gehört, gell), Glam Rock (verkörpert durch den Gitarristen zwischen Sweet und Hanoi Rocks), Disco, Chanson, Kabarett, Vaudeville, Operette und Musical, gespielt von einer instrumental genial besetzten Mini BigBand aus Multiinstrumentalisten, Kontrabass, Banjo zu E- und Akustikgitarren, Drums und wohl temperierten Klavier, dazu drei Bläser, die im Wechsel diverse Saxophone, Quer- und Blockflöte sowie French Horn und Bachtrompete („Penny Lane“ ließ grüßen) spielten. Eine wunderbar, fast klassisch auskomponierte Musik voll überraschter Arrangements im Wechsel von kitschigen Harmonie und kontrastreich gesetzten Disharmonien. Und Rufus gefiel sich dazwischen mit einem Timbre zwischen jungem Billy Joel, Elton John, Gilbert O`Sullivan mit einem Tremolo Marke Elvis Costello light, mit dem er auch einer seiner großen Liebe Tribut zollte: Judy Garland.
Am Schluss gab´s nicht nur warmherzige Standing Ovations für ein fast Revue-haftes Konzert und einen bestens aufgelegten Wainright, der sich – neben dem Phantasieanzug im ersten Set – auch noch in bayrischen Lederhosen-Outfit, Wollstrümpfen und nackten Knie, und zur Zugabe mit weißem Frotteebademantel präsentierte, um sich dann zum Finale noch die Lippen rot zu schminken, sich Pumps überstreifen und – unter einem schwarzen Jackett – die Halterlosen zu präsentieren und sich von seinen Jungs auf der Bühne und im Publikum huldigen zu lassen.