Editorial 10/21

Gemeinsam Antworten finden

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Unsere Gesellschaft zeigt sich an vielen Stellen gespalten, die Pandemie hat dies noch einmal verstärkt. Immer lauter wird dabei die Frage, wie wir in Zukunft miteinander leben wollen. Kann die Kultur einen Beitrag dazu leisten, uns einander wieder näherzubringen?

red /

Am 18. September erschoss in Idar-Oberstein ein 49-Jähriger einen 20-jährigen Verkäufer an einer Tankstelle, vermutlich, weil dieser ihn auf die gesetzliche Maskenpflicht hingewiesen hat. Er habe sich, sagte der Täter später bei seiner Vernehmung, durch die Corona-Maßnahmen immer weiter in die Ecke gedrängt gefühlt und habe ein „Zeichen“ setzen wollen. Sollte sich dieses Motiv bestätigen, wäre es der erste Fall, in dem eine Radikalisierung im Umfeld von Corona-Verschwörungstheorien zu einem Mord geführt hat. Der Schrecken sitzt tief, die Tat ein Abgrund für sich und Ausweis der Abgründe, die sich zunehmend zwischen Menschen auftun.

„Wie wollen wir leben?“ ist das Motto der diesjährigen Buchmesse. Aus dem Allgemeinen ins Heute übersetzt, könnte die Frage auch lauten: „Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben?“ An so vielen Stellen zeigt sich die Gesellschaft gespalten. Die Pandemie hat neue Keile getrieben – zwischen denen, die mit Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus kämpfen und denen, die diese Maßnahmen bekämpfen. Es fehlt die Debatte, das Einander-Zuhören, der Austausch in der Sache ... aber zum Zusammenfinden gehört auch Zusammen-kommen: Doch wie schaffen wir dies, nach all den Monaten des eingeübten Misstrauens und der Distanz, die inzwischen nicht mehr nur räumlich zwischen uns zu herrschen scheint?

Kann die Kultur einen Beitrag dazu leisten, uns Menschen wieder einander näherzubringen? Die Buchmesse hat sich einen „Re:connect“, also ein Wieder-Verbinden der Branche, vorgenommen. Wäre es nicht schön, wenn wir diesen „Reconnect“ auch gesellschaftlich schaffen würden, wenn uns – wie es zu Pandemiebeginn optimistisch ausgemalt wurde – die Krise auch auf eine spezifische Weise zusammenrücken lassen könnte? Krise als Chance? Sie sehen, liebe Leserinnen und Leser: Was bleibt, sind lauter Fragen. Die Antworten darauf müssen wir gemeinsam, als Gesellschaft, finden.


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