Das Frankfurter Peacelounge Recordings-Label im Nordend ist immer wieder für Überraschungen gut. Während es draußen grau und regnerisch ist, gönnen sie uns das Album "Disco[meets]Bossa". Klingt nach elektrifizierter Bossa Nova, nach frisiertem Soft-Samba für den Dancefloor. Oder vielleicht nach einem Aufguss der um die Jahrtausendwende so erfolgreichen Brazilectro-Welle? Weit gefehlt!
Sängerin Juliana Aquino repräsentiert nichts von alledem. Das macht die Frage nach dem tieferen Sinn ihres Albumtitels "Disco [meets] Bossa" nur noch spannender. Dabei ist die Lösung denkbar einfach: Die imaginäre Spiegelkugel im Titel dieser Produktion aus Brasilien steht als Referenz für das „historische“ Ausgangsmaterial. Juliana Aquino hat sich nämlich mutig und auf charmanteste Weise mit überlebensgroßen Partyklassikern wie „I Will Survive“, „Staying Alive“, „Could It Be Magic“ und acht weiteren Welthits der Disco-Ära auseinandergesetzt.
Das Resultat ist die glückliche Vereinigung zweier Gegensätze: Die leise, intime Bossa Nova umarmt die grellen, schnellen Disco-Stomper auf sanfte, geradezu liebevolle Art. Die leise Ironie hinter dieser geglückten Fusion: Das ältere Genre verpasst dem jüngeren eine Frischzellenkur, nimmt den Partykrachern den Wind aus den Segeln, um ihnen zugleich neues Leben einzuhauchen. Und plötzlich entdecken wir die vielfach überhörten Gassenhauer als das wieder, das sie eben auch sind: Songperlen von hohem Rang. Schliesslich standen hinter den Discostars und Sternchen oft noch größere Autoren wie Barry Manilow, Ashford Simpson oder die Philly-Sound-Hitschreiber Gamble and Huff.