Beim gestrigen 71. Medienmittwoch im Berger Kino ging es nicht um die Frage, ob das digitale Kino kommt oder nicht. Darüber sind sich inzwischen alle Branchenvertreter einig, kommen wird es. Vielmehr wurde mit Fachexperten darüber diskutiert, wie lange der digitale „roll-out“, also die Digitalisierung sämtlicher 4000 Lichtspielhäuser, in Deutschland noch auf sich warten lässt. Für die Umrüstung der Kinos und die Anschaffung digitaler Projektoren wird mit einem Kostenaufwand von deutschlandweit 250 Millionen Euro gerechnet. Allein der Leiter der Berger Kinos, Harald Metz, der seine Kinosäle bereits vor einem halben Jahr digitalisieren ließ, musste 70.000 Euro investieren. Doch die Kosten für die Umstellung sind das eine. Das andere sind die Vorteile, die digitales Kino mit sich bringt. Die logistischen Schwierigkeiten mit dem Versand der vor allem auch schweren 35mm-Kopien entfällt, ebenso das mühsame Koppeln der Filmrollen. Zudem werden die Kopien nicht mehr mit jedem Abspielen zusehends abgenutzter. Für die Filmverleiher wiederum entfallen die immens hohen Kosten, die die Herstellung einer 35mm-Kopie verschlingt, pro Film immerhin bis zu 1.000 Euro. Hier ist aber auch zugleich das Problem zu erkennen: logistischen und praktischen Erleichterungen auf Seiten der Kinobetreiber stehen konkrete Einsparungen bei den Verleihern gegenüber. Sehr richtig wurde in der Diskussion vermerkt, dass digitales Kino für die Lichtspielhäuser keine höheren Zuschauerzahlen bedeuten wird. Kein Zuschauer, der bislang nicht in die Filme gegangen ist, wird seine Meinung jetzt ändern, nur weil ein 2K Projektor die Bilder auf die Leinwand beamt. Daher stellt sich auch die Frage nach dem Nutzen der Umstellung für die Betreiber. Hier sind die Gewinner, die Verleiher gefragt. Sie müssen den vielen kleinen Kinos die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen, wenn sie nicht wollen, dass die Kinolandschaft in Deutschland in hohem Maße verödet. Bei den immensen Kostenrückgängen wären die Mittel jedenfalls da. Auf einen Konsens und einen genauen Vorgehensplan wird für Ende 2008 gehofft. Dann sollen zu den bislang 200 digitalen Kinos in Deutschland der Großteil der verbliebenden knapp 4.000 dazu kommen.
Die Zukunft präsentierte das Berger Kino schon gestern. Gezeigt wurde ein Ausschnitt aus dem neuen Michael Douglas-Film „King of California“, zuerst in 35mm und dann digital. „Wer glaubt, dass die digitale Kopie besser war?“ fragte Leiter Harald Metz provokativ in den Saal. Viele Hände gingen hoch. Das ist Geschmackssache. Danach folgte der Höhepunkt des Abends, die Welturaufführung der 3D-Version von „Beowulf“, der heute erst offiziell in die Kinos kommt. Aber es hat schon seinen Grund, weshalb der Höhepunkt des Abends am Ende des Berichts kommt, denn nach Betrachtung muss man feststellen, dass es den ihm vorauseilenden Ruf nicht rechtfertigt. Einiges können die 3D-Effekte wettmachen, nicht aber die völlige Nichtpräsenz von Vorteilen abgesehen von den 3D-Effekten. Und auch an die gewöhnt man sich mit der Zeit und dann ist aus dem Höhepunkt ganz eine Nebenerscheinung geworden. Im Vergleich dazu sind sogar brancheninterne Diskussionen mit Fachtermini eine spannende Sache.Foto: Dirk Ostermeier, Text: Gary Vanisian