Die Meisterinnen des Lichts in der Schirn

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red /

Die Namen dieser großen Malerinnen fallen gemeinhin nicht, wenn von den Meisterwerken des Impressionismus die Rede ist: Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès und Marie Bracquemond. Nun widmet die Schirn Kunsthalle Frankfurt ihnen vom 22. Februar bis 1. Juni eine Ausstellung unter dem Titel "Impressionistinnen" - mit 150 Leihgaben aus elf Ländern.

Auf den Bildern der bekannten Impressionisten begegnet man ihnen immer wieder und in allen Variationen. Den grazilen Tänzerinnen des Edgar Degas, den Badenden des Paul Cézanne, lächelnden Damen im Boudoir und den exotischen Schönen des Paul Gauguin. Den Künstlerinnen jener Zeit dagegen, die selbst malten, statt nur Objekt zu sein, widmet man meist weniger Aufmerksamkeit.
Premiere mit vier Malerinnen


Das ändert sich, und fast plötzlich sind sie da, die "Meisterinnen des Lichts", denen die Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 22. Februar bis 1. Juni unter dem Titel "Impressionistinnen" eine Ausstellung widmet. "Eine Premiere" nennt Kuratorin Ingrid Pfeiffer ihre Präsentation der vier großen Malerinnen Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès und Marie Bracquemond. Denn erstmals in Deutschland, und von wenigen Ausnahmen abgesehen überhaupt, richtet sich der Blick auf "eine neue Seite des Impressionismus" und auf die Tatsache, dass in der künstlerisch wie gesellschaftspolitisch bewegten Epoche am Ende des 19. Jahrhunderts wesentlich mehr Frauen aktiv waren, als es einem breiteren Publikum bisher bekannt war.


Bis heute, so Ingrid Pfeiffer, sei die Sicht auf die Geschichte der modernen Kunst durch eine Generation von Kunsthistorikern geprägt, die man als eher "altmodisch" bezeichnen könne. Denn in den meisten Monografien und Publikationen zum Impressionismus fehlten die Namen der Malerinnen oder sie würden nur am Rande erwähnt. Beinahe trotzig behauptet sie dagegen: "Der Impressionismus ist weiblich", und hofft, die Frankfurter Veranstaltung werde dazu beizutragen, dass Ausstellungen mit Werken von Künstlerinnen künftig kein "Exotenthema" mehr sind, sondern "selbstverständliche Normalität".


Wieder einmal verändert die Schirn Kunsthalle ihr innenarchitektonisches Gesicht, indem sie mit "gerundeten Ecken" den zu erwartenden Besuchermassen ein leichteres Durchkommen ermöglichen und den Werken der Impressionistinnen mit einem leuchtenden Lila-Aubergine als Hintergrund zu noch mehr Wirkung verhelfen möchte. Mit 150 Leihgaben aus elf Ländern und aus Museen in New York, London, Wien und Washington, sowie internationalen Privatsammlungen, stellen sich die vier Malerinnen mit ihren repräsentativen Lebensgeschichten vor.



Berthe Morisot zum Beispiel wurde längere Zeit vor allem im Zusammenhang mit Edouard Manet gesehen. Allerdings war sie nicht nur sein Modell, sondern selbst eine erfolgreiche Künstlerin und wurde von zeitgenössischen Kritikern als die "impressionistischste unter den Impressionisten" hoch gelobt. In ihrer über dreißigjährigen Karriere musste sie sich allerdings auch so merkwürdige Betrachtungen wie die des Kritikers Paul de Charry gefallen lassen, der fragte: "Warum macht sie sich, bei ihrem Talent, nicht die Mühe, ihre Bilder fertig zu malen?" Und der sich selbst antwortete: "Morisot ist eine Frau und somit launisch. Wie Eva beißt sie in den Apfel hinein, gibt dann aber viel zu schnell auf. Das ist schade, denn sie beißt sehr gut." Mary Cassatt, die Amerikanerin neben den drei Französinnen, lebte und arbeitete ebenfalls hauptsächlich in Paris, der damaligen Welt-Kulturhauptstadt. Sie blieb der Kunst zuliebe unverheiratet und malte überwiegend Motive von Mutter und Kind. Wie überhaupt die Impressionistinnen, gleich ihren männlichen Kollegen, in der Hauptsache weibliche Figuren darstellten.



Ein wenig gutes Künstler-Leben war Marie Bracquemond beschieden. Als Frau eines Porzellanmalers litt sie, nach verheißungsvollen Anfängen als Künstlerin, zunehmend unter der Eifersucht und dem Druck ihres dominanten Ehemannes, der sie als Konkurrentin sah, so dass sie "für den Familienfrieden" schließlich ihre eigene Arbeit aufgab. Eva Gonzalès, einer Manet-Schülerin, die bereits zu Lebzeiten als exzellente Pastellmalerin gefeiert wurde, blieb keine lange Schaffenszeit. Sie starb mit nur 34 Jahren kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes.



Vier Künstlerinnen, vier Stile, vier Lebensgeschichten, untrennbar verknüpft mit den besonderen Lebensbedingungen von Frauen vor der Einführung von Gleich-berechtigung und Frauenwahlrecht. Die nun in der Frankfurter Schirn vorgestellten "Pionierinnen, die jedoch weder Hosen trugen noch männliche Pseudonyme annahmen", mussten sich gegen Schwierigkeiten und Vorurteile behaupten. Sie sind charakteristisch für die meisten Künstlerinnen ihrer Epoche und, so Pfeiffer, "stellvertretend für viele andere, deren Werke bis heute in den Depots von Museen und in Privatsammlungen auf ihre Wiederentdeckung warten."


Schirn Kunsthalle Frankfurt: "Impressionistinnen", 22. Februar bis 1. Juni 2008.

Text: Lore Kämper/ PIA Stadt Frankfurt, Abbildung: Mary Cassatt, Zwei Schwestern (1896)


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