Die sphärischen weiten Klanglandschaften, die man mit dem Namen des Trompeters mit dem gehauchten Ton, Jon Hassell, verbindet, wurden von Jazzfestival-Programmplaner Peter Kemper kurzerhand zum „Chill Out“ des zweiten Festivalabends erklärt. Die Bühne sah bei seinem Ensemble Maarifa Street eher wie eine Versuchsanordnung aus. Einzig Bassist Peter Freeman stand meist mit seinem Bass auf Bühnenmitte und hatte auch den Löwenanteil an Basisarbeit zu leisten. Fast stoisch wiederholte er immer ähnliche Bassfiguren, um den Kompositionen/Improvisationen Fundament zu geben, während alle anderen, Gitarrist und Keyboarder, meist mit Laptops und Klangerzeugung jenseits ihrer angestammten Instrumente beschäftigt waren bzw. diese in die „Electronics“ integrierten.
Hassell spielte dazu seine elegischen Töne, oft verfremdet, und um den Fluss nicht zu stören signalisierte er per Geste, kein Beifall bitte, obwohl die meisten gerne die Konzentration, die sie eh nicht halten konnten, mal unterbrochen hätten. Aus einem Zuhörer brach es dann heraus. Ein lautes Bravo (war´s an dieser Stelle schon ironisch gemeint?) unterbrach den Zauber (auch diese Wort sei Ihrer Interpretation anheim gestellt), aber Hassell, in sich gekehrt und sprachlos, verließ zumindest nicht die Bühne.
Was die Kommunikation unter den Musikern betraft, o war diese zumindest nicht wirklich sichtbar. Meist frickelten sie vor sich hin wie in abgeschlossenen Räumen,, aber irgendwie fanden die Töne zusammen wie auch die Videokunst vom Belgier Kurt d`Haeseller auf die Leinwand. Viel zu banale Bilder waren es oft, Landschaften, Wasser, nichts wirklich Spannendes, Kreatives. Da taperten irgendwelche Figuren durchs Gelände, hmmm... Mehr und mehr verfremde er allerdings die Bilder, aber um ehrlich zu sein: Bei einer Musik wie der von Hassell macht man sich seine eigenen Bilder. Viele im Publikum, die, die geblieben war, um sich auf diesen „Trip“ einzulassen, hatten eh die Augen geschlossen.