Deutsche Radsportgeschichte

Ohne Familie Moos nix los

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Seit fünf Jahrzehnten fährt die Weltklasse durch Eschborn, Frankfurt und den Taunus. Jahr für Jahr am 1. Mai. Auch in diesem Jahr. Ein kleiner Einblick in die Entstehungsgeschichte dieses Radrennen.

Quelle: Angelika Müller Medien- und Kommunikationsberatung /

50 Jahre ist es her: Der Henninger-Turm war gebaut. Eine große Einweihungsfeier auf dem Sachsenhäuser Berg. Ein neues Wahrzeichen für Frankfurt war entstanden: Silo, Aussichtsturm, Dreh-Restaurant, Gesellschaftsräume. Doch was konnte man tun, um den Henninger-Turm in das Bewusstsein der Menschen zu bringen? Konsul Bruno H. Schubert, Besitzer der alten Frankfurter Brauerei, und seine Direktoren fanden eine Lösung: Ein Radrennen rund um den Turm musste her. Gesagt, getan.

Und so nahm alles seinen Lauf. Auf Veranlassung von Bruno H. Schubert nahm die Brauerei unverzüglich Kontakt zum Hessischen Radsportverband und zum Radsport-Bezirk Frankfurt auf. Doch wie das immer so ist: Er wurde an eine andere Organisation verwiesen, an die kurz zuvor gegründete „Gesellschaft zur Förderung des Radsports mbH“. Deren Gesellschafter, die Brüder Hermann und Erwin Moos, hatten sich auf die Fahnen geschrieben, für den Fortbestand der Radrennen auf der Frankfurter Stadion Rennbahn zu sorgen. Jetzt sollte ihnen eine viel größere Aufgabe bevorstehen.

Ein Jahr später, das war 1962, fiel dann zum ersten Mal der Startschuss zum Radrennen „Rund um den Henninger-Turm“. Der belgische Weltmeister Rik van Looy, damals Akteur der internationalen Szene, reiste mit seiner Mannschaft an und beherrschte den Rundkurs nach Belieben. Armand Desmet, einer seiner Helfer, gewann die Premiere. Im Hause Henninger war man zufrieden mit diesem Auftakt. Denn das Rennen brachte die Menschen direkt zum Hainer Weg, und immer wieder wurde der Henninger-Turm automatisch in der Berichterstattung genannt. Mit jedem weiteren Rennen gewann der Henninger-Turm an Popularität und Zuspruch, bis ihn schließlich die Frankfurter als neues Wahrzeichen ihrer Stadt akzeptierten.

Mit vielen internationalen Prädikaten (1964 – Coupe du monde, 1968 – Super-Prestige-Pernod, 1980 – Hors categorie) konnte sich „Rund um den Henninger-Turm“ schmücken. Der Erfolg des Frankfurter Radrennsportlers Dietrich Thurau bei der Tour de France führte zu einem außergewöhnlichen Boom des Radsports in Deutschland, in dessen Folge Hermann und Erwin Moos den Start zur Tour de France 1980 nach Frankfurt holten. Das dürfte der spektakulärste Höhepunkt in der fünfzigjährigen Geschichte des Radklassikers gewesen sein.

1979 zog sich Konsul Bruno H. Schubert aus Altersgründen aus der Brauerei zurück. Seitdem ging das Unternehmen mehrmals in den Besitz neuer Eigentümer über. Doch das Radrennen, traditionell am 1. Mai ausgetragen und damit zum Stammtermin im internationalen Radrennsport geworden, wurde auch von den neuen Brauerei-Besitzern Binding und Radeberger weitergeführt.

Im Jahr 2002 öffneten sich die Tore bei „Rund um den Henninger-Turm“ neben dem Eliterennen und den Jugendwettbewerben auch den Hobby-Fahrern. Die „VeloTour“ feiert nun ihr zehnjähriges Bestehen und ist ein fester Bestandteil des Radsporttages am 1. Mai. Auch die Skater stießen zum Radklassiker – das war 2007. Sie nutzen die Marathonstrecke für einen hochklassigen Wettbewerb in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet.

2008 lief der Vertrag mit dem Titelsponsor aus. Und so hieß das Radrennen ab 2009 „Eschborn-Frankfurt City Loop“, auf Wunsch der beiden Städte, Frankfurt und Eschborn, wurde die Veranstaltung 2010 in „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ umbenannt.

„Wenn ich zurückblicke, bin ich doch stolz auf meinen Vater und meinen Onkel, wie sie über die Jahrzehnte das Rennen entwickelt haben, es der Zeit entsprechend immer modernisierten und wie sie es verstanden, den einen oder anderen Höhepunkt zu realisieren“, sagt Bernd Moos-Achenbach, der mit Leidenschaft und Routine inzwischen „Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt“ am Leben hält. „Ich bin überzeugt, dass meine Entscheidung, die Familientradition fortzusetzen, richtig war. Auch wenn wir finanziell in letzter Zeit immer bis zum Letzten kämpfen mussten, hoffe ich doch, dass der 1. Mai in Eschborn, Frankfurt und dem Taunus auch die nächsten fünfzig Jahre dem Radsport gehört.“


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