„Mein Bauch gehört mir!“ oder „Mach kaputt, was dich kaputt macht“ sind die griffigen Parolen, die bei der aktuellen Debatte um die Errungenschaften der 68er-Bewegung im Ohr haften bleiben. Im Frankfurter Kunstverein ist nun ein Projekt gestartet, das nicht nur die jüngste Vergangenheit dokumentieren will. Zwar lässt Direktorin Chus Martínez und ihr Team zwei Ausstellungsprojekte aus den 70ern aufleben. Doch dieser Rekurs dient dazu, unsere Gesellschaft und ihre Möglichkeiten neu zu analysieren. Eine Woche lang wird sich der Kunstverein in ein großes Spiel- und Experimentierfeld verwandeln mit wechselnden Workshops als auch Spiel-Installationen. Und wie „The Great Game to Come“ bereits mit seinem wunderbar kreativen Chaos veranschaulicht, müssen die Parolen von einst keineswegs wie ein fernes Echo nachklingen. Denn Fragen, wie sich Wissen unverkrampft vermittelt lässt, wie handwerkliches Talent geweckt werden kann, sind in Anbetracht der Computer- und Zappelphilipp-Generation mindestens so wichtig wie vor 40 Jahren. Thomas Bayrle, langjähriger Professor an der Frankfurter Kunstakademie Städelschule, ist ein versierte Experte im Entwickeln virtueller Räume und zugleich bezeugen seine Grafiken, Filme und Objekte wie sich digitale Daten spielerisch verarbeiten lassen. Im Kunstverein wird Bayrle ein erfolgreiches Kunstprojekt aufleben lassen. 1971 hatten Bayrle, ein Kreis befreundeter Künstler und 40 bis 50 Studenten als Betreuer den „Kinderplanet“ in der Festhalle auf dem Frankfurter Messegelände initiiert. „Wir hatten damals gerade den zweiten selbst verwalteten Kinderladen eröffnet“, erinnert sich Bayrle. „Aus dieser Erfahrung heraus wussten wir, dass man viel Material benötigt, damit die Kinder aktiv werden können“. Viel Material wird den Kindern und Jugendlichen auch jetzt zur Verfügung stehen: riesige Schaumstoffballen und Hölzer warten auf eine Umgestaltung. Neben einer Malwerkstatt steht den Kids ein Abenteuerspielplatz zur Verfügung und täglich finden ab 11 Uhr Workshops und Performances unter der Leitung von Kunststudenten der Städelschule statt. Auch eine Kinder-Arbeitsagentur wurde in den Kunstverein installiert. Wer sich dort engagiert, bekommt täglich 1 Euro Gehalt. So verkehrt ist diese Bezahlung nicht, gemäß dem Motto: Früh prüfe, wer später einen kreativen Job ausüben möchte. Denn diese Generation muss bei allem Idealismus auch schon an ihre private Rente denken! Während der Aktionswoche (bis 21. Mai ist der Eintritt in den Frankfurter Kunstverein frei.