Der Könich schafft es nicht allein

Endzeitstimmung im Könichreich

Favorisieren Teilen Teilen

Seit 2004 gibt es das könICHreich, eine Kulturinitiative, die die Welt noch ein bisschen bunter, noch um vieles offener und toleranter machen will. Doch dem könICHreich droht der Untergang.

Miriam Mandryk /

„Wir sind am Arsch“ prangt ganz oben auf dem Schrieb, der die Redaktion erreichte. Und dieser Satz, der das drei Seiten lange Pamphlet überschreibt, fasst die derzeitige Situation von könICHreich und Frida mehr als treffend zusammen: 18.000 Euro Schulden stehen derzeit auf dem Tacho. Sämtliche Zahlen, die diesen Umstand zu erklären suchen, sind in dem ambitionierten Schreiben feinsäuberlich aufgelistet: 5300 Euro Darlehen von Freunden, die ihr Geld für den Verein könICHreich und den „urbanen Treffpunkt für Subkultur“ wie sie die Frida 116 in der Friedberger Landstraße 116 beschreiben, gaben, weil sie selbst gern dort sind, ihren Freundeskreis hier um sich scharen und bunte Abende mit angeregten Diskussionen lieben und zu schätzen wissen. 3200 Euro für unerwartete Steuernachzahlungen und den Steuerberater. 3000 Euro für den Transporter, der erst vor kurzem seinen Geist aufgab, ebenso wie die Stereoanlage, deren Reparatur dann nochmal 1500 Euro verschlang. 18.000 Euro, die es nun aufzutreiben gilt, um den Verein und mit ihm die gesamten Projekte vor dem Untergang zu retten und gleichsam die Stadt vor dem Verlust eines einzigartigen Fleckchens zu bewahren.

Das könICHreich – ein Verein zur Förderung kultureller Vielfalt und aktiven Gestaltung des öffentlichen Lebens. In den letzten Jahren entwickelte sich die Kulturinitiative, die ihre Arbeitsschwerpunkte stets mit einer kritischen Auseinandersetzung von gesellschaftlichen Gegebenheiten verknüpft, zu einer eigenständigen Kulturplattform. könICHreich gestaltet das öffentliche Leben in der Stadt – aktiv und stets unter Einbeziehung aktueller Lebenswirklichkeiten, fördert zeitgenössische Kunst und Kultur. Kinder- und Jugendarbeit ebenso wie Altenhilfe sind integrale Bestandteile der gemeinnützigen Vereinssatzung. Die Gruppen entwickelten sich stetig, die Schwerpunktthemen differenzierten sich zunehmend und so erschlossen sich die am Projekt beteiligten Menschen kontinuierlich neue Arbeitsfelder: Kulturveranstaltungen, Musikprojekte, Veranstaltungen zur politischen Bildung, Medienprojekte und 2010 kam dann der Kulturkeller, die Frida 116, hinzu. Die Frida steckte bereits 2012 in einer finanziellen Krisensituation. Damals mussten Schulden bei der Mainova in Höhe von knapp 3.000 beglichen werden. Die damals ins Leben gerufene Spendenaktion erzielte die gewünschten Erfolge und die Frida wurde gerettet.

Nun geht es um mehr – viel mehr. Viel mehr Geld und viel mehr Projekt. „Können wir bis Ende des Jahres nicht zwei Drittel des Geldes auftreiben und bis Mitte kommenden Jahres nicht unsere gesamten Schulden begleichen, dann ist Mitte 2014 Schluss mit dem könICHreich, Schluss mit der Frida und Schluss mit allen anderen Projekten“, bringt es Felix Pohl, Mitbegründer des könICHreis, hart auf den Punkt. „Diese Situation müsste nicht sein“, sagt er weiter. „Sowohl unsere Veranstaltungen, als auch die Frida sind durchaus in der Lage, sich selbst und die laufenden Kosten und Projekte des Vereins zu decken. Aber wir tragen einen Haufen Altschulden mit uns rum, mussten Freunden Geld zurückgeben, als sie es brauchten, dann ging hier und dort was kaputt. Klar, es war alles einkalkuliert, aber letzten Endes haben so einige unvorhersehbare Dinge den finanziellen Rahmen gesprengt und den Bogen einfach überspannt.“ Zudem verbindet das könICHreich ehrenamtliche und berufliche Aspekte. Ohne diese Kombi, so erklärt Felix, sei es gar nicht möglich, die großen Projekte des Vereins aufrechtzuerhalten, aber dadurch müssen eben auch einige, wenn auch wenige Gehälter gezahlt werden. „Unsere Hauptberufler arbeiten 30 bis 50 Stunden pro Woche an unseren Ideen, der Infrastruktur und schlagen sich mit der Bürokratie rum, die hinter alledem steht. Aber selbst diese Leute können wir nicht mehr regelmäßig bezahlen. Viele haben mittlerweile private Schulden oder gehen nebenbei noch zusätzlich arbeiten. Das geht auf Dauer absolut an die Substanz und eben auch zu Lasten des Vereins.“

Zuerst hätten sie eine Spendenaktion ausgeschlossen und versucht, die Lage mit doppeltem Engagement selbst in den Griff zu bekommen, wollten mit Partys im Monza das Geld erarbeiten. Doch das funktionierte nicht. „Vielleicht“, so Felix, „hätten wir schon zu diesem Zeitpunkt die ganze Sache transparent machen sollen. Vielleicht wären dann Ort, Preis und der Gedanke hinter diesen Partys verständlicher gewesen und es hätte mehr gebracht, dass wir uns da echt gequält haben. Aber wir dachten, wir könnten mit viel Mühe und Herzblut auch die Location für unsere Gäste annehmbar machen. Hat leider nicht geklappt.“ Und genau aus diesem Grunde brauchen könICHreich und Frida nun finanzielle Hilfe von außen. 18.000 Euro bis Ende des Jahres. „Falls wir die Situation nicht in den Griff kriegen sollten, werden die Frida und das Musikstudio definitiv die ersten Projekte sein, die wir schließen müssen“, so Felix. "Außerdem würde ein Aus für unsere Hauptberufler unseren Handlungsradius so immens einschränken, dass nicht klar ist, ob wir das könICHreich ohne sie weiterhin aufrecht erhalten können. Aber wir werden auf keinen Fall aufgeben und wir werden weiterhin für eine alternative Kultur in Frankfurt kämpfen!“

Falls Sie einen Beitrag leisten und das könICHreich und die Frida ebenso wie sämtliche andere Projekte des umtriebigen Vereins unterstützen möchten, können Sie dies über folgendes Spendenkonto tun:

Frankfurter Sparkasse
Kontonummer 0200462873
BLZ 50050201
Verwendungszweck STAYPINK.


Anzeige
Anzeige

Mehr Stadtleben-News

Anzeige
Anzeige

Ausgeh-Tipps

 
Anzeige
Anzeige

Kalender

Anzeige