Wer das Konzert in der Alten Oper im Februar verpasst hat, hat jetzt noch einmal Gelegenheit, Deine Lakaien mit der Neuen Philharmonie Frankfurt am Mittwoch, 26.9., 20 Uhr im Amphitheater in Hanau zu erleben.
Die Idee, mit großem orchester zu touren, kam den beiden Musikern zur Feier des 20. Geburtstages uhrer Band. 1985 wird Michail Gorbatchow Generalsekretär der KPdSU, der Privatsender Sat 1 geht auf Sendung, die RAF-Terroristen Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt werden verurteilt – und Ernst Horn und Alexander Veljanov gründen in München die Band Deine Lakaien. Von mangelndem Selbstbewusstsein zeugt es nicht gerade, wenn sich das Duo so selbstverständlich in solch geschichtliche Ereignisse einreiht. Aber tatsächlich gelang es dem ausgebildeten klassischen Dirigenten Horn und dem Theaterwissenschaftler Veljanow schon mit dem Debütalbum im Eigenvertrieb Aufsehen zu erregen.
Die beiden fanden sich der Legende nach über eine Kontaktanzeige. Und wie das oft im Leben so ist, zogen sich auch hier die Gegensätze an. Der eine, inspiriert von dramatischer Oper, Folk- und Mittelaltermusik, der andere ein New Wave-, Punk- und frühen Gothicfan. Schon damit war die Basis für eine ganz neue musikalische Mixtur gegeben und auch die Möglichkeit, sich im Post New Wave auffällig zu positionieren. Bei Wikipedia werden Deine Lakaien dem Dark Wave-Genre zugeordnet. Sänger Alexander Veljanow, von der Optik her so etwas wie der große Bruder des kleinen Vampirs, sieht es gelassen: „Wellen gab es einige im Laufe der Jahre, aber wir wurden von keiner weggespült.“ Was Deine Lakaien für ein höchst diverses Publikum interessant machte, war, dass sie sich als Electronic Avantgarde die Freiheit nahmen, sich selbst immer neu zu interpretieren. Und so gab es Deine Lakaien auch zwischendurch statt mit Synthie, Rechner und Drehreglern ganz pur und reduziert auf Stimme zu akustischem Flügel.
„Mit Genrezuordnungen haben viele Musiker zu kämpfen. Unser Ziel war es immer, möglichst einen eigenen Stil zu entwickeln, unverwechselbar zu sein. Das scheint uns gelungen zu sein, vielleicht auch gerade, weil wir stilistische Grenzen nicht eng stecken wollten und viele Einflüsse aus unterschiedlichsten Epochen zusammenbrachten“, versucht sich Veljanow an einer Erklärung, warum die Lakaien schon so lange erfolgreich sind. Zum Jubiläum erfüllen sich Horn und Veljanow nun einen lang gehegten Traum, die Songs einmal in voller Orchestrierung auf die Bühne zu bringen. Dabei soll natürlich keine „Klassik-Pop-Sülze“ à la Night Of The Proms entstehen. „Die Arrangements dürfen das Orchester nicht zum süßlich klebrigen Streichertortenguss degradieren, sondern es geht darum, wichtige Elemente unserer elektronisch produzierten Musik vom Klangkorpus Orchester übernehmen zu lassen“, gaben Deine Lakaien eine klarer Marschrichtung vor. Und sie entschieden sich für eine Zusammenarbeit mit der Neuen Philharmonie Frankfurt.
„Auf der Suche nach einem passenden Orchester, wurde uns auch die NPF empfohlen, ein junges und hungriges Orchester ist, dass sowohl im klassischen Repertoire zu Hause ist, aber auch schon viele Erfahrungen im Grenzbereich zwischen E-und U-Musik gesammelt hat“, waren Referenzen wie Bobby McFerrin, Robin Gibb oder Ian Anderson und Jethro Tull auch wichtige Referenzen für Veljanow, auch, dass sich heraus stellte, dass der künstlerische Leiter, Dr. Ziegler, die Lakaien-Musik kannte und schätzt. „So werden wir gemeinsam eine interessante Symbiose entwickeln“, verspricht der Sänger ganz besondere Geburtstagskonzerte.
Heimlich, still und leise sind Deine Lakaien 20 also geworden. Wie erleben sie dieses Jubiläum – mehr als Blick zurück mit Stolz oder als Blick nach vorn mit neuer Entdeckerlust? „Was soll man zurückblicken, wenn es doch aufregende Aufgaben zu meistern gilt, bei all dem, was kommen wird. Zeit fühlt sich in diesem Kontext sowieso sehr seltsam an, und hat nicht wirklich eine Bedeutung für uns.“