Um vermisste Kinder und Jugendliche schneller zu finden, hat die Frankfurt University of Applied Sciences gemeinsam mit dem Forschungsprojekt „ChildRescue“ eine App entwickelt. Auch unbegleitete Minderjährige, die nach Europa kommen, sollen damit besser gefunden werden.
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Wenn Minderjährige als vermisst gemeldet werden, sind die ersten Stunden nach dem Verschwinden zumeist entscheidend für die Ermittlungen und die Suche nach dem Kind. Um die Ermittlungsarbeit zu unterstützen, hat das von der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt „ChildRescue“ gemeinsam mit der Frankfurt University of Applied Scienes (Frankfurt UAS) eine neue App entwickelt. Diese soll dazu beitragen, die Zeit vom Verschwinden bis zur Rettung zu verkürzen. Zudem unterstütze sie die Aufklärung in Fällen von verschwundenen Kindern, die beispielsweise von Afrika nach Europa geflohen sind, so die Entwickler. Wer die App installiert, soll automatisch eine Nachricht erhalten, falls in der Nähe ein Kind vermisst wird oder sich ein vermisstes Kind in der Nähe aufhalten könnte. Bürgerinnen und Bürger könnten laut der UAS so „als eine Art Sensor fungieren“.
Seit der Gründung im Jahr 2018 engagiert sich das EU-geförderte Forschungsprojekt „ChildRescue“ für vermisste Kinder und Jugendliche sowie unbegleitete Minderjährige. Ziel sei es, diese mithilfe „von Spitzentechnologie und einer innovativen Vorgehensweise“ zu ermitteln und zu identifizieren. Unterstützung bekommen sie dabei von der Frankfurt UAS, die ein Forscherteam unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Klein und Isabelle Brantl aus dem Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit stellt.
Die App starte im August zunächst in Griechenland und Belgien, weitere Länder sollen in Kürze folgen. Darüber hinaus ist die App auch in deutscher Sprache verfügbar, damit auch bei internationalen Fällen die deutsche Öffentlichkeit durch ortsspezifische Alarme mit einbezogen werden kann. Ziel sei es, das möglichst viele Bürgerinnen und Bürger die kostenlose App downloadeten, um so eine große Reichweite zu erzielen.
Kinder- und Jugendhilfe: Zahlen in Hessen
Trotz einer hohen Aufklärungsquote, die laut Bundeskriminalamt (BKA) bei weit über 90 Prozent liegt, werden auch in Deutschland jährlich tausende Minderjährige als vermisst gemeldet. Die Gründe dafür sind vielseitig, teilweise könnte auch die Situation in den Familien eine Rolle spielen. Wie das Statistische Landesamt nun mitteilte, wurden im vergangenen Jahr mehr als 14 000 Gefährdungseinschätzungen in Hessen durchgeführt, im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2012 habe sich die Anzahl nahezu verdoppelt. Bei den Durchführungen ergaben 19 Prozent eine akute und 15 Prozent eine latente Kindeswohlgefährdung. Mit einem Anteil von 44 Prozent war knapp die Hälfte der betroffenen Kinder und Jugendlichen unter sieben Jahre alt. Hauptgrund der Gefährdung: Vernachlässigung.
Darüber hinaus wurden laut den hessischen Jugendämtern rund 4100 vorläufige Schutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche durchgeführt. Anlass dazu sei in den meisten Fällen die Überforderung der Eltern oder eines Elternteils sowie das unbegleitete Einreisen aus dem Ausland gewesen. Insgesamt sei die Zahl um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken.