Die einst triste Betonwand gegenüber dem Busbahnhof des Flughafens hat einen neuen Anstrich erhalten. Der Künstler Helge „Bomber“ Steinmann hat Frankfurts Kulturlandschaft auf die 360 Meter lange Wand gesprüht.
Mona Förder /
15 Motive hat der Helge Steinmann in zweieinhalb Wochen als Graffiti gesprüht. Sie sollen die die Kulturlandschaft der Mainmetropole widerspiegeln. Der Auftrag der Fraport AG wurde von der Agentur Bembel GmbH umgesetzt. Zu sehen sind unter anderem typische Sehenswürdigkeiten wie der Römer, die Alte Oper oder der Frankfurter Zoo. Doch auch spezielle Themen wie die Dippemess oder die Eintracht wurden auf der Betonwand verewigt.
Der Eyecatcher des Kunstwerks ist jedoch der sieben Meter hohe Brückenpfeiler am Eingang des Fernbahnhofs. Darauf ist Frankfurts Skyline abgebildet. „Das Graffiti ist ein starkes Bekenntnis zur Heimatstadt Frankfurt“, sagt Raphael Orlandi, zuständig für das Terminalmanagement und Projektmanager des Kunstwerks. Es seien bewusst Motive des Stadtbildes ausgewählt worden, um den Wiedererkennungswert und die Einmaligkeit des Flughafens zu erhöhen. Farblich habe man sich auf die Konzernfarbe geeinigt. Blautöne dominieren das Wandbild, dessen einzelne Abschnitte jeweils 15 bis 20 Meter breit sind. Weitere Farben sind Schwarz, Weiß, Rot und als Highlight Orange. Der Künstler selbst hätte sich eine größere Farbpalette gewünscht: „Ich finde es schade, dass die Deutschen immer so sehr auf Seriösität bedacht sind und bunte Farben als kindisch abstempeln“, sagt Steinmann. Insgesamt sei er aber zufrieden mit seinem Werk. „Ich finde die Idee super und wer weiß, vielleicht folgen ja noch weitere Flughäfen“, sagt er.
Schätzungsweise 300 bis 350 Sprühdosen sind für die 360 Meter lange Wand draufgegangen, erzählt Steinmann. Die Motive habe die Agentur ausgewählt und er habe sie anhand der Vorlagen freihändig auf Beton gebracht. Seine persönliche Note habe das Graffiti in jedem Fall. „Ich hatte sehr viel Freiraum“, sagt er und grinst.
Lediglich die ungewohnten Arbeitsbedingungen haben sowohl ihm als auch dem Wandbild zugesetzt. Die Hitze der letzten Wochen habe die tägliche Arbeitszeit verkürzt und die Qualität der Sprühfarbe beeinträchtigt, sagt Steinmann. Außerdem musste der studierte Kommunikationsdesigner einen Großteil der Zeit in der Hocke sitzend sprühen. „Das kann ganz schön auf die Knie gehen, hält aber auch fit“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Der Busverkehr konnte während der Sprüharbeiten nicht eingestellt werden, daher sei das Sprühen nicht immer ungefährlich gewesen.
Dass seine Kunst beziehungsweise die Graffitiszene oft mit Vandalismus und Zerstörung in Verbindung gebracht wird, findet der Sprayer sehr schade. „Die Graffitikunst hat deutlich mehr zu bieten. Sie ist ein wichtiges Gestaltungselement und sehr individuell“, fügt er nachdenklich hinzu. Steinmann selbst sprüht seit dem Jahr 1988. Seit 21 Jahren verdient er mit den ausdrucksstarken Werken seinen Lebensunterhalt. Ein paar Mal wurde er allerdings von der Polizei erwischt, als er illegal Wände mit Farbe überzog. Heute ist sein Handwerk gefragt. Er hat unter anderem schon im Auftrag von Adidas oder Coca-Cola gearbeitet. Diesmal ist es die Fraport AG. „Das ist schon eine Ehre für mich“, gibt der Künstler zu. Im Blitzlichtgewitter scheint sich der Mann mit der leisen Stimme allerdings nicht ganz so wohl zu fühlen. Immer wieder gestikuliert er während er posiert und erzählt von der Lenny-Kravitz-Ausstellung, die überwiegend Fotos zeigt, auf denen der Sänger fotografierende Paparazzi abgelichtet hat.
Auf die Frage wie lange die Farbe an der Wand wohl halte, antwortet er lässig: „Was hält schon ewig“. Der Acryllack soll jedoch bis zu 20 Jahre halten. Ein weiteres großflächiges Wandbild ist am Höchster Bunker zu finden. Sein nächstes Projekt ist auch schon in Planung: Ein Hotel in Wetzlar möchte individuell gestaltete Wände haben – natürlich gesprüht von Steinmann.