Es ist schon erstaunlich, was Justizminister Jürgen Banzer (CDU) in seiner kurzen Amtszeit als hessischer Kultusminister bewegt hat. Hatten sich Lehrer und Eltern noch Anfang des Jahres mit seiner Vorgängerin Karin Wolff um die verkürzte Gymnasialzeit G8 und die Unterrichtsgarantie Plus gestritten, scheint ihm seit Anfang April die Lösung aller Probleme zuzufliegen. Zumindest der Dialog und die konstruktive Zusammenarbeit haben wieder Einzug in der hessischen Bildungsdebatte gehalten, weshalb Banzer heute auch eine positive Bilanz zum Schuljahresbeginn zog.
Durch zahlreiche Neuregelungen, wie die "Entrümpelung" des Stundenplans, die Reduzierung der Klassengrößen und des Nachmittagsunterrichts, würden die Belastungen für Lehrer, Eltern und Schüler bei G8 abgebaut. Darüber hinaus würde den integrierten Gesamtschulen freigestellt, ob sie zum neunjährigen Abitur zurückkehren wollten.
Die Unterrichtsgarantie Plus hat Banzer in den höheren Jahrgängen ab Klasse acht gleich ganz abgeschafft, wodurch der Spielraum zur eigenverantwortlichen und individuellen Organisation der Schulen noch größer geworden sei. Auch beim Ausbau der Ganztagsangebote liege Hessen bundesweit an der Spitze.
Als Erfolg wertet Banzer aber vor allem die Neuanwerbung von 700 Lehrern trotz des harten Wettbewerbs zwischen den Bundesländern. Darunter seien nicht nur staatlich examinierte Pädagogen, sondern auch viele „Nicht-Lehrer“, die nach intensiven Einzellfallprüfungen über die staatlichen Schulämter vermittelt werden konnten. Ohne diese Bewerber sei der Bedarf in den schwer zu besetzenden Fächern wie Physik und Chemie, Religion und Elektrotechnik nicht abzudecken, so der Minister. Bis auf 40 Stellen konnte somit der Bedarf von 2.200 Lehrern zu Schulbeginn nahezu vollständig gedeckt werden. Zum Halbjahr im Februar sollen nochmal 600 Pädagogen hinzu kommen.