1995 wurde das Fritz Bauer Institut gegründet. Am heutigen Donnerstag feiert es mit einer Podiumsdiskussion sein 25-jähriges Bestehen. Dabei will das Institut auf seine Geschichte zurückblicken, aber auch aktuelle Probleme aufzeigen.
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In Zeiten, in denen Politiker im Bundestag sitzen, die die NS-Zeit als „Fliegenschiss“ bezeichnen, gibt es parallel auch Menschen, die es sich 75 Jahre nach Kriegsende zur Aufgabe gemacht haben, eben diese Zeit weiter zu erforschen und nicht ruhen zu lassen. Denn Ruhen lassen wollten diese Zeit viele direkt im Anschluss - die Augen verschließen währenddessen, und ein schnelles Vergessen danach. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer holte trotz Widerstand ans Tageslicht, was viele nicht sehen wollten und setzte sich mit den Ausschwitzprozessen für die juristische Aufklärung der nationalsozialistischen Verbrechen ein.
Vor 25 Jahren, nicht lange nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, wurde am 11. Januar 1995 das Fritz Bauer Institut in Frankfurt durch eine gemeinsame Initiative der Stadt Frankfurt, des Landes Hessen und dem Förderverein Fritz Bauer Institut als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. Auf der einen Seite wuchsen zu dieser Zeit westlich geprägte Demokratien und eine Zivilgesellschaft, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzte, auf der anderen Seite wurden Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt und die rechtsextreme Bewegung erstarkte. So beschreibt das Fritz Bauer Institut die Atmosphäre in Deutschland und in Europa vor 25 Jahren. Über eben diese Gründungszeit wird Katharina Rauschenberger am heutigen Donnerstag ab 17 Uhr anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Institut einen Vortrag halten. Anschließend diskutieren Jutta Ebeling (Bündnis 90/Die Grünen), Norbert Frei, Professor für Neue und neueste Geschichte an der Friedirch-Schiller-Universität Jena, dem Leiter der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald Volkhard Knigge, dem ehemaligen stellvertretenden Direktor des Fritz Bauer Instituts Gottfried Kößler und Hanno Loewy, dem Direktor des Jüdischen Museums Hohenems in Österreich auch über den Umgang mit dem aktuell wachsenden Rechtsextremismus und Radikalisierung. Moderiert wird die Veranstaltung von der Institutsleiterin Sybille Steinbacher.
Das Fritz Bauer Institut macht es sich weiterhin zur Aufgabe, die Lücken in der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit Frankfurts zu schließen. Aktuell ist es von der Stadt Frankfurt damit beauftragt, die Geschichte der Konzentrationslager-Außenstelle „Katzbach“ in den Adlerwerken im Frankfurter Gallus zu erforschen sowie die Verfolgung von Homosexuellen während der NS-Zeit. Auch die sogenannte „Arisierung“ jüdischen Eigentums, zu der seit 2016 der Stadtführer Dieter Wesp nach Entdeckung der Miersch-Liste bereits forscht und recherchiert, möchte das Institut bald auf ihre Forschungsagenda setzen.