Die Gewinner des diesjährigen Literatur-Wettbewerbs Open Mike treten im Orange Peel auf – und das sollte man sich gleich aus mehreren Gründen nicht entgehen lassen.
Christoph Schröder /
Der Literaturwettbewerb Open Mike hat sich längst von einer Insiderveranstaltung für literarische Nachwuchstalente zu einer von den Verlagen flächendeckend gescannten Börse für potentielle Debütautoren entwickelt. Mittlerweile könnte man glauben, dass nach 23 Jahren (ja, so lange geht das schon!) mehr Agenten, Lektoren und Verleger im Publikum des Neuköllner Heimathafens sitzen als echte Literaturfans. Man könnte ja ein echtes Talent verpassen, das noch an keiner Schreibschule gesichtet und mit einem Verlagsvertrag ausgestattet wurde. Aber genug des kulturkritischen Lamento.
Am Wochenende war es wieder so weit: Aus rund 600 Einsendungen hatte die Vorjury, bestehend aus sechs erfahrenen Lektoren, 22 Beiträge ausgewählt. Die Jury selbst wiederum bestand ausschließlich aus Schriftstellern, und mit Jan Brandt, Klaus Merz und Terézia Mora waren es nicht eben unbedeutende Autoren, die schließlich drei Siegertexte kürten: Die beiden Prosapreise gingen an die österreichischen Autorinnen Jessica Lind (Wien) und Theresia Töglhofer (Graz). Den Lyrikpreis gewann der Leipziger Andra Schwarz. Aus lokalpatriotischen Gründen noch die Ergänzung, dass mit dem in Berlin lebenden Frankfurter Felix Kracke und dem Gießener Tobias Lemkowicz zwei hessische Teilnehmer lobende Erwähnungen der Jury erhielten. Wie in der Schule.
Jetzt kann man sagen: „All diese Menschen kenne ich nicht.“ Dem kann entgegen gehalten werden: Das kann sich ändern. Denn das Kollektiv „text&beat“ hat die Open-Mike-Gewinner nach Frankfurt eingeladen, um aus ihren Siegertexten zu lesen und über ihre Erfahrungen im Wettbewerb zu sprechen. Musikalisch begleitet werden sie vom Singer/Songwriter Binyo, der den Sommerwerft Song Slam gewonnen hat und zu den erfolgreichsten jungen Songpoeten gehört. Man muss also gar nicht nach Berlin fahren. Das Orange Peel tut es auch.
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