Zum „Siebenschläfer-Tag“

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Jan-Otto Weber /

siebenschlaefer2Können diese Augen für sieben Wochen schlechtes Wetter verantwortlich sein?

Normalerweise ist ja der April für seine Wetterkapriolen sprichwörtlich bekannt. Doch während sich in diesem Jahr der April als einer der heißesten und sonnigsten seit der berühmten Aufzeichnung der Wetterdaten produziert hat, macht uns der eigentliche Sommermonat Juni bisher nur wenig Freude. Obwohl die Tage der „Schafskälte“ bereits seit knapp zwei Wochen vorüber sind, frieren Männer tapfer in Polo-Shirts und tragen Frauen immer noch ihre Übergangsjacken auf.

Dem Volksglauben nach, entscheidet sich am Siebenschläfer-Tag, dem 27. Juni, welche Großwetterlage uns über den Sommer beschert ist.

Wie uns der Deutsche Wetterdienst in Offenbach wissen lässt, gehört der „Siebenschläfer“ zu den meteorologischen „Lostagen“, die sich in früheren Jahrhunderten durch Beobachtungen in der Landwirtschaft als eigenständige Wetterregeln gebildet haben – ebenso wie viele andere Bauernregeln, bei denen es allerdings mehr ums Pflanzen und Ernten geht. Wenn es am Siebenschläfertag, dem 27. Juni, regnet, soll es nach dem Volksglauben angeblich in den folgenden sieben Wochen jeden Tag regnen. Die Meteorologen lassen das aber so nicht gelten.

Eine der Bauernregeln zum Siebenschläfer heißt: „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag." Doch so ganz verlässlich ist der Stichtag am 27. Juni freilich nicht. Ist er doch nur durch die gregorianische Kalenderreform im Jahr 1582 zu Stande gekommen, die zehn Tage aus dem bis dato gültigen Kalender verbannte. Der eigentliche Siebenschläfertag ist somit der 7. Juli. Entscheidend ist aber erfahrungsgemäß nicht der einzelne Tag, sondern der
gesamte Zeitraum ab Ende Juni bis Anfang Juli. Tatsächlich ist nämlich die Wahrscheinlichkeit für einen zu kühlen und zu feuchten Sommer relativ groß, wenn Ende Juni beziehungsweise in der ersten Julidekade der Luftdruck über Mitteleuropa insgesamt „unternormal“ ist, das heißt wenn schlechtes Wetter überwiegt. Ursache ist, einfach ausgedrückt, eine gewisse Trägheit des Wettergeschehens zu dieser Zeit. Die Trefferquote der Siebenschläfer-Regel ist so oder so bescheiden: im Binnenland nur etwa 60 Prozent, im Alpenvorland etwa 70 Prozent. Das bedeutet etwa in jedem dritten Jahr stimmt die Regel überhaupt nicht. Computergestützte Wettervorhersagen haben heutzutage eine deutlich höhere Trefferwahrscheinlichkeit als Bauernregeln.

siebenschlafer1Die heiligen Siebenschläfer und die Mutter Gottes auf einem Votivbild des 19. Jahrhunderts aus Süddeutschland aus dem Clemens-Sels-Museum in Neuss

Zur Namensgebung dieses Tages gibt es übrigens einen religiösen Hintergrund: Der Legende nach flohen sieben Brüder in Ephesos (Griechenland) vor einer Christenverfolgung unter dem Römerkaiser Deceus im Jahre 251 nach Christi in eine Höhle. Ihre Häscher spürten sie jedoch auf und mauerten sie des nachts in der Höhle ein, während die Sieben schliefen. Sie sollen im Jahre 446 wieder zum Leben erwacht sein, um Zeugnis für die Auferstehung der Toten zu geben.
Mit dem possierlichen Nagetier gleichen Namens hat der Siebenschläfertag also nichts zu tun.

Weitere interessante Erläuterungen zu meteorologischen Begriffen liefert übrigens das Wetterlexikon des DWD. Wer die christliche Legende ausführlich nachlesen möchte, dem sei dieser Link ans Herz gelegt.


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