Zélia Fonseca in der Brotfabrik

Mit den Augen einer Biene

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Die Release-Party ihrer neuen CD „O terceiro olho da abelha“ feiert die Brasilianerin Zélia Fonseca in alter Verbundenheit mit der Stadt, in der ihre Karriere begann - in Frankfurt. Am 19. März in der Brotfabrik.

Detlef Kinsler /

Der Schwänzeltanz der Biene. Erinnerungen werden wach an den Biologieunterricht am Jungengymnasium und das pubertäre Gekichere wenn das Thema aufkam. Schon lange vergessen, erweckt das neue Album von Zélia Fonseca die Bilder von einst wieder zum Leben. „O terceiro olho da abelha“ heißt es. Das dritte Auge der Biene. Die Songs halten unserer Gesellschaft auf lyrische Weise den Spiegel vor, erinnern daran, in welch hochsozialen Gemeinschaftsformen die Hautflügler leben. Und wie die Bienen miteinander in Interaktion treten. „Trialha do mel“. Auf der Suche nach Honig.

„Sie wissen, wo das Schöne ist, wo die Blumen sind. Und sie arbeiten zusammen für ein Ziel“, schwärmt die Musikerin. Lange hat sie sich mit den Tänzen der Biene beschäftigt. „Die sind so präzise, vermittelt so viele Informationen.“ Eine Tanzsprache. Kein Wunder, dass sich Fonseca als Brasilianerin dafür begeistern kann. Denn ihre Songpoesie groovt, baut auf Rhythmen afrobrasilianischen und indigenen Ursprungs auf. „Wir machen alles viel zu verkopft, wollen via Internet immer mit der ganzen Welt kommunizieren. Ich habe das Gefühl, dass wir dabei unsere Körpersprache vernachlässigen und unseren Mitmenschen kein deutliches Zeichen mehr geben können.“

Karl von Frisch, der als der Verhaltenforscher galt, der auf Bienen flog, hat für seine Erkenntnisse über die Sinneswahrnehmungen der Insekten 1972 den Nobelpreis erhalten. Ein kleines Gehirn, das so viel leistet. Kognitiv, klug. Grund genug für die Spezies Mensch, ihre Arroganz zu hinterfragen, ob unsere Intelligent die einige relevante ist. „Es gibt so viele Tiere, die uns zeigen können, dass es viele unterschiedliche Realitäten gibt, viele Arten von Intelligenz“, mahnt Fonseca. Hätten die Menschen die Umweltkompetenz der Bienen, wären die nicht vom Aussterben bedroht. Auf „O terceiro olho da abelha“ hat die Sängerin und Gitarristin ihren Fokus auf den Themenkomplex „Ich und die Welt“ gelegt, auf „Impar“ (portugiesisch für ungerade, ungleich) vor fünf Jahren lautete der noch „Ich und mein Leben“.

Das Solodebüt war auch Ausdruck einer menschlichen Tragödie, dem frühen Tod von Fonsecas langjährigen, musikalischen Partnerin Rosanna Tavares im Oktober 2006. Zusammen waren die Jugendfreundinnen über Portugal und Finnland 1993 nach Deutschland gekommen, erlebten in Frankfurt ihren „Kulturschock“, lernten schnell Deutsch, fanden in der Brotfabrik Kontakt zur Latino-Szene und nahmen ihr Livealbum „Contra a mal humor“ in Hausen auf.

Obwohl Zélia Fonseca schon lange ihr Herz in Heidelberg verloren hat, so bleibt sie Frankfurt doch als ihrer ersten zweiten Heimat immer eng verbunden. „Release-Konzerte in der Brotfabrik sind für mich eine schöne Tradition geworden“, betont sie. Mit Schlagzeugerin Angela Frontera, E-Gitarrist Kosho (Die Söhne Mannheims), Bassist Sebastian Schlappner und den beiden Celistinnen Rosana Leventhal und Anne Schumacher hat sie eine tolle Band zusammengestellt. Fonsecas Musik passt schon lange nicht mehr in die Schublade „World Jazz“.

Ohne ihre Wurzeln zu verleugnen will sie ihren Sound nicht als Update der Música Popular Brasileira verstanden wissen. Von kammermusikalischen Singer/Songwriter- Pop war schon die Rede. „Wir wollten eine Musik schaffen, die die Menschen berührt“, vermeidet Fonseca eine enge Definition. So auskomponiert sie auf Platte auch wirken mag, so sehr setzt das Sextett live spielfreudig auf Improvisationen.

>>> Am 19. März 2015 um 20 Uhr in der Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4.


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