Die Neue Philharmonie Frankfurt spielt Klassik pur, begeistert mit eigenen Crossover-Projekten und geht mit Starsolisten auf Tournee. Ab morgen mal wieder mit David Garrett auf dessen „Arena-Tournee“ bis Ende Juni.
Detlef Kinsler /
Die Ex von Sir Andrew Lloyd Webber ist schuld. Sarah Brightman brauchte für ihre Konzerte zwölf klassische Musiker und der Tourpromoter gab die Aufgabenstellung mit der Bühnenanweisung an die örtlichen Veranstalter weiter. „Das gehört gar nicht zu unserem Job“, musste sich Dirk Eisermann bei der Frankfurter Konzertagentur Shooter Promotion, eher eine Rock-Company, unverhofft auf die Suche nach Geigern, Bratschisten und Cellisten machen. Ralph Philipp Ziegler, damals auch als Musikkritiker unterwegs, wusste Rat, Eisermann hatte sein kleines Ensemble schnell beisammen und bot es den Kollegen in den anderen Tourstätten als „Problemlösung“ an. Das funktionierte. Die Geburt einer neuen Geschäftsidee. Die bekam 1999 – mit Eisermann als Manager und Ziegler als künstlerischem Leiter – den Namen Neue Philharmonie Frankfurt. Die Liebe zum klassischen Sujet, die Arbeit im Rock’n’Roll – da galt es nur noch die Querverbindung herzustellen.
Das freie Orchester bekam drei Standbeine. „Sinfoniekonzerte, Crossover-Projekte und das Begleiten von Popstars“, benennt Eisermann die Arbeitsfelder. „Im dritten Segment verdienen wir Geld.“ Deine Lakaien, Robin Gibb, Nena, Peter Gabriel, Deep Purple, aber auch Paul Potts und José Carreras buchten die NPF, ab 11. Mai geht es wieder mit David Garrett auf Arenen-Tournee. „Die Spielfreude, Musiker, die sich gegenseitig anlächeln – das macht Spaß“, schwärmt der Manager. Auch Dvořáks „9. Sinfonie (Aus der Neuen Welt)“ wird dann mit der gleichen Leidenschaft interpretiert. Sein ureigenes Profil bekommt der Klangkörper durch die Crossover-Shows. „Die haben ihr ganz eigenes Gesicht“, betont Eisermann. „Das ist die Spielwiese des Orchesters.“ Da kommen die Rockband und die Gesangssolisten ins Spiel. Für Produktionen wie „...absolutely British“ (Elgar trifft auf Harry Potter und Queen), „Mafia! Die Rückkehr des Belcanto“ (Puccini, Morricone und Celentano auf Augenhöhe) oder „The Van Beethoven Code“ (die „Halle des Bergkönigs“ in nächster Nachbarschaft zu „Kashmir“). Ein komplett anderes Konzept als „Rock meets Classic“ oder „Night Of The Proms“, wo alte Hits für die Originalsänger einfach nur fett orchestriert werden. „Beethovens 9., das ,Scherzo’, da balle ich die Faust, denke wow ... Danach kommt ,Jumpin’ Jack Flash’ von der Rolling Stones und ich habe die gleiche Empfindung“, beschreibt Eisermann, wie Pop, Klassik und Filmmusik jenseits von Genrefragen hier emotional aufeinander treffen und assoziativ verknüpft werden.