Ich weiss nicht, ob es romantische Kindheitserinnerungen sind, die in mir aufkamen oder nur das Kind in mir. Aber der Anblick der Zirkuslandschaft, die sich auf dem Ratsweg aufgebaut hat, verlieh mir am Samstag bei der Frankfurt-Premiere ein wohliges Kribbeln in der Magengrube. Lauter alte Zirkuswagen reihten sich um eine wunderschönes Zelt. Roncalli gastiert bis zum 4. November in der Stadt und verströmt Nostalgie!
Von draußen sieht das rote Zelt eigentlich ganz geräumig aus, innen jedoch sitzt man dicht an dicht. Aber gerade das macht die Intimität des Zeltes eben aus. Zirkusdirektor Bernhard Paul ließ sich nicht in der Manege blicken, dabei hätte ich ihn so gerne mal in Aktion gesehen. Dafür begeisterte das Programm und darum geht es beim Zirkus ja letztlich. Auch wenn, Clowns sonst nichts so mein Ding sind, so hatten die Roncalli-Clowns einen ganz feinen Sinn für Humor, zumindest so lange man nicht zu den Zuschauern gehörte, die eher unfreiwillig plötzlich in der Manege zu Hauptdarstellern wurde. Tiere hat Roncalli eigentlich wenige, was mir recht ist. Die würden mir ohnehin mehr leid tun. Aber die Pferdenummer, die fand ich schön. Ganz natürlich irgendwie, auch wenn die Manege recht klein ist, trabten die Lipizaner in die Arena. Ganz ohne den üblichen Pomp. Ein Zirkuspferd scheint wohl nicht zwingend überschmückt sein zu müssen. Und dann habe ich noch gemerkt, dass ich mal wieder was für meine Fitness tun muss. Ganz so beweglich wie die beiden Zwillinge, die glitzernde Teppiche mit Händen und Füßen durch die Gegend wirbelten, werde ich wohl nie sein. Und so gelenkig wie in dieser Nummer – wer ist das schon? All das war schon sehr beeindruckend. Grandios war jedoch Victor mit seiner Ballonnummer. Wie hat der das bloß gemacht? Zuerst stülpte er sich den großen weißen Ballon über den Kopf (erstickt der nicht?), dann verschwindet er letztlich ganz darin und der Clou kommt, wenn er dann auch noch wie ein lebender Flummi herumhüpft. Ganz groß! Ich hätte es nicht gedacht, aber auch als Erwachsener macht mir Zirkus immer noch Spaß. Das Publikum, darunter Franz Frey und auch Karl-Walter Diess waren begeistert. Wie? Wer ist Karl-Walter Diess? Wem der Name nichts sagt, das Gesicht (siehe Foto, jedoch in weiblicher Begleitung)... ... könnte einem bekannt vorkommen oder auch seine Stimme. Den in Frankfurt lebenden Schauspieler kennt man auch als Dr. Schäfer aus der Schwarzwaldklinik und seine Stimme, die hat er als Synchronsprecher Roger Moore geliehen. Ja, so ein Abend im Zirkus hat so manche Attraktion zu bieten.