Mit „Schwarz/Weiss. Die Verlobung in St. Domingo“ bringt Michael Weber im Theater Willy Praml den Stoff aus Heinrich von Kleists Novelle in die heutige Zeit.
Elena Zompi /
Gerade noch haben die Frankfurter Stadtverordneten den Antrag über die Ächtung des N- und des M-Worts zurückgestellt, da hört man es Freitagabend durch den Saal im Theater Willy Praml schallen. Das innere Zucken, das einen beim Aussprechen des Wortes durchfährt wird begleitet von einer physischen Reaktion, ausgelöst durch einen lauten Knall – ein Schuss. Für seine 1811 erschienene Novelle „Die Verlobung in St. Domingo“ wählte Heinrich von Kleist einen noch nicht lange zurückliegenden politischen Konflikt: die damalige Sklavenrevolution von Saint-Domingue, dem heutigen Haiti.
Unter der Überschrift „Schwarz/Weiss“ bringt Michael Weber das Stück im Theater Willy Praml auf die Bühne. Es ist der Kampf zwischen genau diesen beiden Seiten, zwischen Sklaven und Franzosen, zwischen Schwarzen und Weißen. Mittendrin eine Romeo-und-Julia-artige Liebesgeschichte, die das Ende bereits früh erahnen lässt zwischen Babekans (Birgit Heuser) junger Tochter Toni (Hannah Bröder) und dem Schweizer Gustav (Jakob Gail). Auch Gustavs Vetter Strömli (Muawia Harb) kann am Ende nichts mehr ausrichten.
Schnell wird klar, dass etwas anders ist, wenn Toni freudig im Schnee spielt und christliche Weihnachtslieder singt. Mit Haiti hat das nichts mehr zu tun. „Was geht mich die Sklaverei auf Haiti an? Ich bin Schweizer“, schreit Gustav mitten im Stück. Spätestens am Ende löst Weber diese Frage auf und holt die Zuschauerinnen und Zuschauer in die heutige Zeit. Es dauert ein paar Sekunden, doch dann wird es eindeutig, wenn im Hintergrund zu hören ist „Taking a breath for George“.
>> Schwarz/Weiss. Die Verlobung in St. Domingo. Theater Willy Praml. Tickets und Infos unter www.theaterwillypraml.de.