Dirk Roses Zyklus "Vice" wird im Mousonturm ausgestellt. Die aufwendige Ausstellung aus 350 Polaroid-Aufnahmen ist allerdings nur heute Abend zu sehen. Der Fotokünstler verspricht eine subtile Ironie.
red /
350 Polaroids. Was auf den ersten Blick wie eine Serie von Selbstporträts oder -inszenierungen erscheint, ist in Wirklichkeit eine Sammlung von Probeaufnahmen, die während Roses Tätigkeit als Fotoassistent im Zeitraum von 1998-2004 entstanden. Sie zeigen den Künstler in wechselnden Settings und Posen, mit Hilfe derer die Inszenierung der zu porträtierenden Person vorbereitet wurde. Er agiert damit als Vize im doppelten Sinne, der gleichzeitig dem Fotografen sekundiert und für einen unsichtbaren, noch zu fotografierenden Dritten einsteht.
Der Künstler erscheint in diesen Bildern wie ein Fremdkörper, der vorübergehend die Räume anderer usurpiert, deren Platz einnimmt, ohne ihn recht mit Präsenz und auratischer Strahlkraft füllen zu können. Dabei besetzt er nicht eine vorhandene Leerstelle, sondern erzeugt sie, macht sie sichtbar: Aus der Inkongruenz zwischen seiner provisorisch wirkenden Anwesenheit und der Suggestion von Autorität, auf die der jeweilige inszenatorische Rahmen abzielt, zwischen dem anonymen Bildsubjekt und seinem überdeterminierten Kontext, erwächst eine subtile Ironie. Das „Handwerk“ hinter den Porträts wird so freigelegt und tritt in seiner ganzen Formelhaftigkeit zutage. Die Behauptung von Einmaligkeit, die jede Repräsentation von Entscheidungs- und Leistungsträgern begründet, kollabiert angesichts der schablonenhaften Räume, Requisiten und Posen, in welche sie hineininszeniert werden.
Dirk Rose studierte an der Fachhochschule Dortmund Fotografie. Er lebt und arbeitet als Fotograf in Krefeld und ist Mitherausgeber des Magazins „Toner“. Sein Diplomprojekt „Vice“ wurde beim 3. Foto Festival in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg ausgezeichnet.
Dirk Rose: VICE – one, who acts in place of another / Ausstellung 17.05., 18-22 Uhr, Probebühne im Mousonturm, Waldschmidtstr. 4