Die Schulleiterin Angela Hachmann sagt zur Begrüßung: "Eine Ausstellung, eine Vernissage in der Georg-August-Zinn-Schule - wer hätte das jemals gedacht?" Nach ihrer Rede frage ich sie, was sie damit gemeint hat: "Nun, das ist hier eine sogenannte Brennpunktschule", sagt sie. Wir befinden uns in Griesheim im Frankfurter Westen. Die Bürgersteige sind gekehrt, die Häuser frischgestrichen, doch dass sich der Ruf und die soziale Struktur eines Stadtteils mit etwas Farbe verbessern ließen, ist wohl nur der fromme Wunsch manches Stadtplaners. Aber vielleicht kommt es auch nur darauf an, wo die Farbe landet. In diesem Fall: auf Malpapier, auf Gipshänden, auf Deutschlandkarten. Bunt geht es zu auf den Bildern der Griesheimer Schülerinnen und Schüler. "Spuren" heißt das Projekt, das klassenübergreifend von der sechsten bis zur zehnten Klasse durchgeführt wurde.
Spuren - kein einfaches Thema, aber eines, das sofort feststand, wie ein Kunstlehrer sagt. "Nur wie vermittle ich das?" Letztlich war es wohl diese Freiheit, die ein solch breites Spektrum an Arbeiten hervorgebracht hat. Da wird in fiktiven Wandzeitungen ironisch der arme Opel-Arbeiter erfunden oder der schöne Hollywood-Star. Oder Fotos von Details aus der Schule werden gezeigt, sie sind bunt und abstrakt und man muss einen Moment überlegen, was sie darstellen. Die Referandarin und Initiatorin des Kunstprojektes, Damaris Haensel, sagt: "Das Thema regt die Fantasie in vielerlei Hinsicht an. So kann man sie analysieren, aufzeigen, entdecken, selbst legen, verfolgen, fälschen oder wieder verwischen.“ (siehe auch Journal Frankfurt, Ausgabe 7/2008)
"Und, ja, das hier ist das Schild mit den Einschusslöchern", erläutert eine Schülerin. Brennpunktschule, denkt man da. Doch es hat sich auch hier viel geändert. Angela Hachmann, die Schulleiterin, sagt, dass in den vergangenen Jahren etliche Mittelstandskindern an die Schule gekommen sind, die Durchmischung sei besser geworden. Anders als früher schreckt der Begriff Integrierte Gesamtschule nicht ab, er hat bei Eltern einen guten Ruf. Und seit es die verkürzte Gymnasialzeit gebe, würden einige ihre Kinder bewusst zur Georg-August-Zinn-Schule schicken, wo das nicht so ist.
"Diese Kunstausstellung", sagt Frau Hachmann, "wird bestimmt nicht die letzte gewesen sein." [autoviewer id="1" width="500" height="500"]