Dem Jüdischen Museum stehen große Veränderungen bevor: Das Haus wird saniert und erweitert, bekommt eine neue Leiterin. Zuvor wird am Sonntag ein Sommerfest gefeiert - die letzte Chance, das Museum vor dem Umbau zu besuchen.
Lukas Gedziorowski /
Das Jüdische Museum, wie wir es kennen, geht dieser Tage zu Ende: Vom 20. Juli an ist es geschlossen. Dann beginnen die Arbeiten im Rothschild-Palais. 27 Jahre nach der Eröffnung wird das Ausstellungshaus am Untermainkai saniert und erweitert. Am Sonntag, 19. Juli, wird der letzte Öffnungstag mit einem großen Sommerfest gefeiert: mit viel Musik, einem Führungsmarathon und Kinderprogramm. Auf der Bühne stehen das Christof Sänger Trio mit Jazz-Evergreens, Vít König und die Schwindler mit Liedern und Arien von Lehár, Puccini und Co. sowie Esther Bejarano mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia. Außerdem führt Comic-Künstler Volker Reiche durch seine Arbeiten und stellt sein neues Werk vor, das während des Umbaus des Museums im Großformat auf dem Bauzaun zu sehen sein wird.
Der Neubau nach den Plänen des Berliner Architekturbüros Staab wird so, wie man heute eben baut: klotzig. Polygonal – aber klotzig. Also irgendwas zwischen Campus Westend und dem Kongresszentrum Kap Europa. Das Preisgericht lobt, dass das Gebäude die Wallanlage harmonisch einbeziehe und sich mit seiner hellen Sichtbeton-Fassade auch mit dem Altbau vertrage. Aber Architektur ist Geschmackssache, Visualisierungen sind etwas anderes als der fertige Bau und am Ende zählen Inhalte.
Bis zur Wiedereröffnung 2018 soll nämlich auch ein neues Ausstellungskonzept entstehen. Auf der ersten Ebene wird es um die Geschichte jüdischer Familien gehen. Die Rothschilds und die Familie der Anne Frank sollen jeweils eigene Abteilungen erhalten. Die zweite Ebene wird der Kunst- und Judaica-Sammlung gewidmet. Die dritte Ebene behandelt verschiedene Aspekten der jüdischen Geschichte in Frankfurt von 1800 bis heute. Damit soll die Ausstellung des Museums Judengasse fortgesetzt werden, die die Geschichte und Kultur der Frankfurter Juden vom Mittelalter bis zum Ende des Ghettos um 1800 thematisiert. Aber auch die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle, der heutigen Europäischen Zentralbank, soll im Jüdischen Museum durch ein Programm ergänzt werden.
Entstehen soll nach dem Willen des Magistrats „ein visuell, emotional und kognitiv einzigartiger Ort des Wissens, des Schauens und der Debatten auch über kontroverse Themen, der die Traditionen des Jüdischen Lehrhauses und der Aufklärung mit modernen und attraktiven Museumsangeboten verbindet und die Besucher zu einer Entdeckungsreise einlädt.“
Mit dem neuen Museum kommt auch eine neue Leiterin: Verantwortlich für das neue Konzept soll künftig die Literaturwissenschaftlerin Mirjam Wenzel sein. Die Leiterin der Medienabteilung am Jüdischen Museum Berlin soll nach dem Willen des Kulturdezernenten die Nachfolge von Raphael Gross übernehmen. Der langjährige Direktor der jüdischen Museen in Frankfurt und des Fritz-Bauer-Instituts für Holocaustforschung hat sich bereits im März nach Leipzig verabschiedet. Von der 42-jährigen Wenzel verspricht man sich unter anderem Innovationen in der digitalen Vermittlung. Noch im Sommer soll der Magistrat dem Vorschlag des Kulturdezernenten zustimmen.