Am Donnerstagabend dreht sich im Orange Peel alles um eine Zeit, in der der Pop noch männlich war und Lady Gaga noch im Kindergarten - kurzum: die Riot Grrrls. Punk-Legende Viv Albertine singt dazu.
Tobias Knoll /
Man muss sich das mal vorstellen: Die Pop-Musik war früher einmal, liebe Kinder, also vor langer, langer Zeit, ein von Männern dominiertes Gewerbe. Im Ernst. Mochte die Punkbewegung noch so anarchisch daherkommen – wer hatte die Hände an Gitarren und Mikrofonen? Genau – Männer. Kaum zu glauben mittlerweile, in einer Zeit, in der Lady Gaga als feministische Ikone gefeiert wird. Anfang der 90er-Jahre gründete sich zunächst in den USA (kommt nicht alles, was böse ist, von dort?) eine radikalfeministische subkulturelle Bewegung, die „Riot Grrrl“.
Die Bands, die daraus hervorgingen, trugen Namen wie „Bikini Kill“ und „Heaven to Betsy“. Auf sie wiederum beruft sich beispielsweise auch die Sängerin Beth Ditto. All das wissen selbstverständlich nur wenige Menschen und noch weniger Männer. Aber es steht in einem Buch, das vor wenigen Wochen erschienen ist und von Katja Peglow und Jonas Engelmann herausgegeben wurde: „Riot Grrrls revisited – Geschichte einer Bewegung“. Das Buch, so heißt es, erzählt von Frauen, „die in ihrer Wut auf Sexismus im Musikgeschäft und gesellschaftlich vorgegebene weibliche Rollenmuster ihre eigene Szene gründeten, die unter dem Schlachtruf stand: Revolution Girl Style Now!“
Die beiden HerausgeberInnen sind selbstverständlich im Orange Peel, um in der vom Raum 121 veranstalteten Reihe „Text & Beat“ ihr Buch mit Bild- und Tonbeispielen vorzustellen. Die Reihe wird im Übrigen vom Kulturamt der Stadt Frankfurt unterstützt; da gibt es nicht nur eine Rockbeauftragte, sondern auch eine engagierte Literaturreferentin. Alles in Frauenhand also; sie sehen schon – es geht voran.
Deren Vorgesetzter, der Kulturdezernent, ist allerdings noch ein Mann. Aber wir schweifen gerade ab. Und für diejenigen, die der Diskurs ermüdet hat, gibt es im Anschluss Musik, selbstverständlich von einem echten Riot Grrrl: Viv Albertine, ehemalige Sängerin der Band „The Slits“, greift im Anschluss an das Gespräch zu Gitarre und Mikro. Die „Slits“ wurden übrigens schon 1977 gegründet. Eine Art Avantgarde also. Alles in allem: Ein Abend auf den Spuren einer Bewegung, musikalisch bestens unterstützt.