Psst, geheim....!

Geheime Orte

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Frankfurt ist recht klein. Sehr schnell glaubt man, alle Sehenswürdigkeiten zu kennen, überall schon mal gewesen zu sein. Dabei gibt es spannende Orte, wo nicht jeder hinkommt. Das JOURNAL FRANKFURT gewährt ungewöhnliche Einblicke.

Nicole Brevoord /

Hereinspaziert und hineingelunst. Auf der Suche nach geheimen Orten in der Stadt haben wir uns sowohl in die Höhe als auch in die Tiefe begeben. Zum Beispiel wollten wir schon immer mal wissen, was sich in dem mit Fachwerk verzierten Schlösschen zwischen Main und Bürostadt Niederrad befindet. Einmal im Jahr, beim Tag der Offenen Tür im Klärwerk Niederrad, dürfen Interessierte hier hineinschauen.

Auch wenn es auf dem gesamten Areal der Kläranlage müffelt - mal mehr und dann bestialisch und mal weniger, dann ist es erträglich – in dem unter Denkmalschutz stehenden Gemäuer riecht es erfreulicherweise nicht. Wir steigen hinab in das 1882 erbaute Gewölbe, das durch seine rötlichen Klinkersteine und die atmosphärischen Rundbögen besticht. Damals wurden in dem Bau, der ersten städtischen Kläranlage seiner Art im gesamten Reichsgebiet, die Abwässer von 140 000 Einwohnern gesammelt und gereinigt. Kaum vorzustellen, dass man bis dato gerne mal seine Abwässer und Exkremente einfach mit Kübeln in die Straßenrinnen geschüttet hatte und damit Epidemien wie Typhus und Cholera Tür und Tor öffnete. Wir schlendern entlang der grünlich schimmernden Becken und sind fasziniert vom dem Charme einer dieser seltenen Orte der Industriekultur. Mit Lichtinstallationen wird das Gewölbe in Szene gesetzt und vergessen sind die Zeiten, wo man sich hier höchstens aufhielt, weil man es beruflich musste. Stattdessen fragt man sich, ob das hier nicht eine perfekte Eventlocation sein könnte.

Szenenwechsel: Große Events werden ja auch regelmäßig in der Alten Oper gefeiert. Mit großen Namen kann sich das Haus schmücken: Im Klassikbereich etwa mit Daniel Barenboim, Leonard Bernstein und Herbert von Karajan. Oder auch mit Sammy Davis Jr. und Sade. Frank Zappa war da und Juliette Gréco auch, die Eurythmics brachten die Fanmassen zum kochen und Liza Minelli zeigte Frankfurt, was eine wahre Hollywood-Diva ist. Doch wo bereiten sich die großen und kleinen Stars auf ihren großen Auftritt vor? Das Journal Frankfurt durfte einen Blick in die Künstlergarderobe werfen. Ein Einblick, der sonst nur den Mitarbeitern der Künstler und der Alten Oper oder geladenen Gästen möglich ist. Zwei große Künstlergarderoben gibt es, die nebeneinander liegen und im Wesentlichen gleich ausgestattet sind. Die etwa 16 Quadratmeter großen Räume werden jeweils von einem hochglänzenden Steinwayflügel dominiert. Hier können noch einmal alle Nummern im stillen Kämmerlein durchtrainiert werden. Für behagliches Ambiente soll die schwarze Ledercouchgarnitur sorgen sowie eine in Kirschholz gehaltene Schrankwand. Ein winziges Bad mit Toilette bietet sich zum Frischmachen an für den großen Auftritt, bevor es rausgeht auf die Bühne. Ob die Stimmung im Großen Saal gut ist und das Konzert einen guten Verlauf nimmt – all das kann man von der Garderobe aus mitbekommen. Ein Rädchen an der Wand, das zur Mithöranlage gehört, macht’s möglich. Diskretion wird in der Alten Oper groß geschrieben, aber wie man hört, soll es doch Stars geben, die Sonderwünsche äußern und sich Mineralwasser aus fernen Länder wünschen oder eine spezielle Obstsorte. Diesen Sonderwünschen versucht man flexibel entgegenzukommen, auch wenn das etwa an Sonntagen um 19 Uhr – kurz vor dem Konzert und fernab normaler Ladenöffnungszeiten – nicht so leicht sein sollte. Wenn die Künstlergarderobe sprechen könnte, sie würde wohl von Nervosität und Herzpochen berichten, von Extravaganzen oder von musikalischer Ekstase, die hier beginnt, um später auf der Bühne zu voller Entfaltung zu kommen.


Emotional aufgeladen und unter einer Überdosis Adrenalin leidend dürften auch die Nutzer der Sammelumkleide in der Commerzbank Arena sein. Jede Mannschaft hat ihr Refugium, mit schwarzen offenen Regalwänden, die als Garderobenschrank dienen und einem Sitzkissen davor. Recht unspektakulär eigentlich. Hier wird auch die Deutsche Frauennationalmannschaft bei der WM im Sommer auf ihren großen Auftritt warten, den Pokal im Blick und den Wunsch zu siegen im Herzen.

Ruhe und Frieden hingegen herrschen im Mausoleum aus rotem Sandstein im Gewann F des Frankfurter Hauptfriedhofs vor. Hier ist die Grabstätte der Familie von Reichenbach-Lessonitz. Das Relief über dem Eingang zeigt zwei trauernde Frauen vor dem mit einem Felsen verschlossenen Grab Christi als Symbol der Grabesruhe. Wenn sich die hohen, schweren Flügeltüren öffnen ist ein muffiger Kerkergeruch wahrnehmbar. Auf dem Boden in der Mitte ist eine Rosette zu sehen. Rechts und links sind die beiden Sarkophage mit den Liegefiguren aufgebahrt. Der Kurfürst von Hessen Wilhelm II und seine Ehefrau Emilie Gräfin von Reichenbach-Lessonitz finden hier ihre letzte Ruhe. Eine enge Wendeltreppe führt hinunter in die Grotte, die sich direkt unter der Vorhalle befindet. Hier ist es stockdunkel. Nur durch die Rosette an der Decke dringt etwas Licht hindurch. Ohne Taschenlampe ist hier unten nichts zu sehen. Zwei weitere Särge sind hier aufgebahrt: Hier ruhen de Söhne der Gräfin Emilie, Wilhelm Graf von Reichenbach-Lessonitz und Carl Gustav Graf von Reichenbach-Lessonitz.

Ab sofort ist das neue Journal Frankfurt am Kiosk erhältlich. Darin verraten wir 33 weitere geheime Orte, die Sie mit Sicherheit noch nicht gesehen haben. Einen Vorgeschmack darauf bietet unsere Fotogalerie.


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