Den Deutschen ist kein besonders schöner Name für diese orange-leuchtende Frucht eingefallen, die unter dem lampignonhaften Schutz eines Blütenkelchs gedeiht: Kapstachelbeere heißt sie schlicht. Wie unromantisch! In Frankreich bezeichnet man sie dagegen (unter anderem) als eine Cage d’Amour, als einen Liebeskäfig. Und als Anlehnung an diesen Namen wurde nun ein ebensolcher vor dem schauspielfrankfurt errichtet. Das Atelier le Balto aus Berlin hat ihn gestaltet, vor einiger Zeit schon wurde das Fundament gegossen, dann Stahlstreben eingelassen und gestern nun dünne Seile gespannt, an denen nun fünf verschiedene Kletterpflanzen ranken sollen. „Das erste, was mir am Schauspiel auffiel, war, dass ich den Eingang erstmal nicht fand“, sagt Veronique Faucheur vom Atelier. Das dürfte sich mit der Kunstinstallation nun geändert haben: der Eingang ist dort, wo der Liebeskäfig steht. Und über die letzte Spielzeit von Intendantin Elisabeth Schweeger (siehe Interview) soll das Grün sprießen. Die Regie darüber führen Madame Faucheur und ihre Kollegen, doch sie können nur die Form vorgeben – der Rest ist den Brombeeren, den Asparadus, der Ackerwinde und den übrigen Darstellern überlassen. „Ich war einmal Tänzerin“, sagt Veronique Faucheur und sieht durchaus Parallelen zu ihrer jetzigen Arbeit, der Gartenkunst: „Pflanzen improvisieren auch. Es wird spannend sein, zu sehen, in welche Richtungen sie ausschlagen.“
Es ist das erste Mal, das Atelier le Balto in solche Höhe arbeitet. Und damit auch mit Blumenkästen. Ein Substrat aus verschiedenen Zutaten bildet den Grund für die Pflanzen: Ton, Torf, Rinde und Blumenerde sollen den Weg bereiten. „Mit der Cage d’Amour möchten wir auch eine Verbindung herstellen zwischen dem Theater und der Stadt. Die sehr abgeschlossene Gebäudefront macht so einen Schritt auf den davorliegenden Platz zu“, sagt Faucheur und wenn man ihren Lebenslauf betrachtet wird klar, das in diesem Projekt viele Stationen ihrer Biografie kulminieren. Die 1963 in Algerien geborene Faucheur hat nämlich nicht nur ein Diplom in Sozialpsychologie, hat eine Tanzausbildung in Besançon und Paris absolviert, sondern danach Stadtplanung studiert und einen Abschluss in Urbanisme erworben, an dass sich ein Aufbaustudium in Geschichte und zeitgenössischem Umgang mit historischen Gärten und Landschaften anschloss.
Seit 2002 ist sie nun in Berlin beheimatet, einige Mitarbeiter von Atelier le Balto sind aus Le Havre nach Frankfurt angereist. Bis zum Wochenende wollen sie nun noch bleiben, um zu sehen, wie das Publikum auf den Liebeskäfig reagiert. Und dann ab und an wieder vorbeikommen, um zu schauen, wie sich die Pflanzen bei ihrer Vorstellung so machen. „Manchmal“, sagt Veronique Faucheur, „entwickeln sie eine unglaubliche Kraft in eine bestimmte Richtung.“
Fotos: Alexander Paul Englert, Marko Fanke und mocoloco.com