Ein Begriff aus den Siebzigern feiert unerwartet fröhliche Urstände: Der der „Supergruppe“. Bei Musa Dagh treffen Musiker aus den Bands Harmful, Blackmail und The Beatsteaks zusammen. Heraus kommt eine Mischung aus brachialen Gitarrenriffs und feinsinnigem Gesang.
Detlef Kinsler /
Im Sommer hat Aren Emirze erst eine neue Produktion mit seinem Akustik-Projekt Emirsian veröffentlicht. Auf dem mehrsprachigen „Lezoon“ gab es unter anderem ein Duett mit dem armenischen Seelenverwandten Serj Tankian von System Of A Down. Die Beiden können auch leise und Ballade. Mit Musa Dagh und dem gleichnamigen Album (Hayk Records) schlägt Emirze eher wieder in die gleiche Kerbe wie mit seinen früheren Bands, dem langjährigen Noise-Rock-Trio Harmful oder Taskete. Dem Gitarristen zur Seite stehen Sänger Aydo Abay (Blackmail) und Drummer Thomas Götz (The Beatsteaks), produziert hat kein Geringerer als Moses Schneider.
Das Quartett darf man bei den Referenzen selbstbewusst eine neue „Supergruppe der deutschen Gitarren-Subkultur“ nennen. So brachial die Gitarrenriffs mitunter sind, so melodisch und feinsinnig ist der Gesang, erst recht im temporeduzierten „Plural Me“. Ohne Worte kommt der Titelsong aus und ist dennoch besonders vielsagend, bezieht er sich doch auf den Völkermord an den Armeniern. Der Berg Musa Dagh war ein Zufluchtsort, von dem 4092 Überlebende von französischen Kriegsschiffen gerettet wurden. Die bedrohlich düsteren Gitarrenwände lösen sich in elegische Streicher auf. „Fast schon ein Soundtrack“, so Emirze.
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.