Das English Theatre blickt auf eine erfolgreiche Spielzeit zurück und hat für die kommenden Monate mit dem Musical „Tommy“, dem Wilde-Klassiker „The Importance of Being Earnest“ und „Rain Man“ viel vor.
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So eine Institution wie das English Theatre hat es nicht leicht. Immerzu muss es im Gespür haben, welches Stück bei dem Publikum ankommen könnte und welches nicht. Dazu geben einem die Zuschauer auch so manches Rätsel auf. So war es beim English Theatre bei dem Musical „Spring Awakening“. Anfänglich nur mit verhältnismäßig wenig Zuspruch entpuppte sich die Deutschlandpremiere des Musicals zuletzt dann ganz plötzlich als Publikumsliebling. Vor allem Schüler kamen teilweise sogar mehrfach ins Theater und bildeten im Internet eine Fancommunity, die durch Mund-Zu-Mund-Propaganda noch mehr Anhänger generierte. Nach der Flaute kam also der Sturm und trotzdem kann das Theatre jetzt eine recht zufriedenstellende Auslastung von 85 Prozent verzeichnen. Außerdem sagt Daniel John Nicolai (Foto), Artistic und Executive Director, seien Theaterdirektoren aus ganz Deutschland dagewesen, weil sie dem Beispiel des Englisch Theatre folgen und das Stück ebenfalls aufführen wollen.
Noch läuft die aktuelle Spielzeit, die Publikumszahlen kann man also nur schätzen. Nicolai geht davon aus dass bis Juni 60 000 Zuschauer dagewesen sind. Derzeit läuft der sehenswerte sozialkritische Krimi „An Inspector Calls“ recht gut. Nur eine Hauptdarstellerin ist ausgefallen, eine Aufführung musste daher sogar ausfallen, eine andere abgebrochen werden. Kurzerhand wurde Rebecca Reaney als Ersatz engagiert, die bereits als Ellen in „The Fox“ brillierte. Bis zum 17. April kann das Drama von J.B. Priestley noch bestaunt werden, anschließend läuft ab 6. Mai mit „The Dead Guy“ eine sogenannte Multi-Media Extravaganza. Ein kleines Experiment, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Die kommende Spielzeit wird in der Sommerzeit (12.8.-24.8.) vom Drama Club mit „The Three Penny Opera“ eröffnet. Danach folgt im September und Oktober der Klassiker von Oscar Wilde „The Importance of Being Earnest“, wie im vergangenen Jahr bei dem absoluten Publikumserfolg „An Ideal Husband“ unter der Regie von Simon Green. „Ernst sein ist alles“ ist laut Nicolai „ der erfolgreichste und witzigste Wilde überhaupt“. Im November geht es dann weiter mit einem Musical. „The Who’s Tommy“ wird die Bühne des English Theatre rocken. „Das ist eine Musik, die vielen Leuten noch aus der Jugend bekannt ist“, sagt Daniel Nicolai und gibt freimütig zu „Der Film hat uns erschreckt. Als ich den gesehen habe, dachte ich ‚Oh Gott!‘“ Jetzt will man zu dem Stoff einen neuen Zugang finden. Die Zielgruppe ist dann ganz klar ein älteres Publikum als es bei Spring Awakening war. Ab Februar 2012 gibt es nach „Death Trap“ wieder mal einen richtigen Psychothriller im English Theatre: „The Collector“ nach der Romanvorlage von John Fowles, der doch ziemlich an den Fall Natascha Kampusch erinnert. Das Stück erzählt von der Entführung und Gefangenschaft einer Studentin durch einen scheinbar ganz normalen Mann. „Rain Man“ rundet die Spielzeit im Theater in der Gallusanlage ab (20.4.-17.6.). Die berührende Geschichte der beiden ungleichen Brüder, die sich erst im Erwachsenenalter kennen lernen, ist eine Adaption von Dan Gordon des gleichnamigen Films mit Dustin Hoffman und Tom Cruise in den Hauptrollen.