Ein 70 Quadratmeter großes Modell von Frankfurt wird Teil der Dauerausstellung im Neubau des Historischen Museums. Der niederländische Künstler Hermann Helle fertigt es – auf Grundlage einer Befragung von 1133 Frankfurtern.
Christina Weber /
Es soll das Herzstück im Neubau des Historischen Museums werden: Ein 70 Quadratmeter großes Modell von Frankfurt. Das mag im ersten Moment nicht allzu spannend klingen, aber das Kunstwerk wird mehr sein, als nur ein Stadtplan in 3D. Der Künstler Hermann Helle (Foto) wird das aufwendige Projekt realisieren. Damit hat er Erfahrung – ein solches Modell fertigte er unter anderem schon von seiner Heimatstadt Rotterdam. „Das war leicht, da ich die Stadt kenne, dort aufgewachsen bin. Bei Frankfurt wird es schwerer. Klar, es gibt Google Street View, aber wo bleibt dabei das Gefühl?“, erklärt der Künstler. Helle hat den Anspruch, die gefühlte Stadt darzustellen, sprich das, was die Menschen mit den Orten verbinden.
An diesem Punkt kamen Kuratorin Susanne Gesser und das "Frankfurt Jetzt!"-Team des Historischen Museums ins Spiel. Monatelang tourten sie durch die Stadt und befragten die Frankfurter über die Stadtteile, in denen sie leben. Sie sollten angeben, was sie an ihrem Viertel besonders mögen, was es ihrer Ansicht nach für Frankfurt bedeutet oder auch, welche Farbe sie dem Stadtteil gefühlsmäßig zuordnen würden. Zudem konnten die Befragten bestimmten Bereichen Punkte zuordnen: Einen roten Punkt für Unorte, einen gelben für neutrale Orte und einen grünen für Lieblingsorte. „Wir waren in allen 42 Stadtteilen, nur den Flughafen, den 43. Frankfurter Stadtteil, haben wir weggelassen. Einfach, weil hier nicht viele Menschen leben“, berichtet Gesser.
Auch online konnte man an der Umfrage teilnehmen. 1133 Menschen machten insgesamt mit und werden damit Teil des Werks, das den Namen „Mein Frankfurt-Modell“ trägt. Die Ergebnisse dienen nicht nur Helle als Grundlage für seine Arbeit. Aus den Informationen erstellte das "Frankfurt Jetzt!"-Team auch eine Broschüre, in der die Angaben der 1133 Frankfurter dargestellt sind.
Ein gutes Jahr hat der Künstler nun Zeit, das Frankfurt-Modell anzufertigen. Dabei wird er die eine oder andere Überraschung einbauen. In seinem Modell von Rotterdam hat er etwa einen Billardtisch mitten in der Stadt versteckt. „Solche kleinen Überraschungen wird es viele geben“, verspricht er. Frankfurts Vergangenheit wird ebenfalls Teil des Kunstwerks: In das Fundament will Helle Gucklöcher einbauen. Ein Blick hinein soll den Besuchern zeigen, was früher an diesem Ort war.
Über die Kosten für das Frankfurt-Modell will Museumsdirektor Jan Gerchow nicht sprechen. Nur so viel: „Ein Teil des Budgets für den Neubau fließt in das Projekt.“ Die Investition soll sich lohen. „Wir wollen, dass es ein Anziehungspunkt wird und die Menschen extra wegen des Modells ins Museum kommen“, so Gerchow. Auch soll das Kunstwerk weiter wachsen. In diesem Jahr wird das "Frankfurt Jetzt!"-Team erneut durch die Stadtteile touren. Das „Mein Frankfurt-Modell“ wird dann seinen Platz in der obersten Etage des Neubaus bekommen – hier wird auch die „Bibliothek der Alten“ ausgestellt.