Martin Sonneborn begeistert Publikum im Schauspiel

Krawall und Satire

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Was machte Martin Sonneborn als Graf von Stauffenberg verkleidet auf der Frankfurter Buchmesse? Und was macht er als Mitglied einer sogenannten Spaßpartei eigentlich so im Europaparlament? Darüber sprach Sonneborn unter anderem am vergangenen Freitag im Schauspielhaus.

Elena Zompi /

„Ein Abend mit Martin Sonneborn ist ein ganz unaufgeregtes Multimediaspektakel mit lustigen Filmen und brutaler politischer Agitation zugunsten der PARTEI, die in Deutschland immer noch unbemerkt nach der Macht greift“ – so beschreibt Sonneborn selbst sein Programm „Krawall und Satire“, mit dem er am Freitag im Schauspielhaus war. Und wer Martin Sonneborn kennt, weiß: es wurde lustig und politisch, aber vor allem lustig.

„Guten Abend hier in Dings“ begrüßte Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Titanic-Magazins und Mitglied des Europäischen Parlaments, am Freitagabend das Publikum im ausverkauften Schauspielhaus. Im Verlauf des Abends erzählte er viele Anekdoten von Aktionen und Skandalen der PARTEI, die dem größten Teil des Publikums bekannt gewesen sein dürften. Zum Beispiel der Besuch Sonneborns – als Stauffenberg verkleidet – auf der Frankfurter Buchmesse, bei dem er in Anlehnung an das versuchte Hitler-Attentat geplant hatte, eine Aktentasche auf dem Lesepult von Björn Höcke abzulegen. Auch weitere Geschichten sind sicherlich nicht unbekannt, sorgten aber trotzdem immer wieder für lautes Gelächter.

2014 wurde Sonneborn als einziger Abgeordneter seiner Partei ins EU-Parlament gewählt. In seinem im März erschienenen Buch „Herr Sonneborn geht nach Brüssel – Abenteuer im Europaparlament“ hat er allerlei Geschichten und Beobachtungen aus dieser Zeit gesammelt. Einige von ihnen erzählte er auch an dem Abend. Da wäre zum Beispiel der polnische Monarchist Januz Korwin-Mikke, der die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen damit rechtfertigt, dass Frauen verständlicherweise weniger als Männer verdienen, da sie schwächer, kleiner und dümmer seien als Männer, oder die Geschichte darüber, wie es zu dem Streit zwischen Sonneborn und Elmar Brok (CDU) während eines Interviews Sonneborns kam, bei dem Brok ihn als „faul,faul, faul, frech und faul“ betitelt hatte. Immer wieder spielte Sonneborn kurze Videos seiner Reden im EU-Parlament ein. In gewohnter satirischer Manier hält er dort in etwa eineinhalb Minuten Reden, in denen er beispielsweise Präsident Macron und „den Irren vom Bosporus“ (Erdogan) kritisiert, oder ungewöhnlich ernst über die mögliche Auslieferung Assanges an die USA spricht. Für besonders laute Lacher sorgte ein Ausschnitt eines Vortrags Sonneborns, in dem er zu Beginn sagt, er habe gar keine Rede vorbereitet, sondern die Redezeit beantragt, weil sie sonst an Udo Voigt von der NPD gegangen wäre und Angela Merkel bittet, „wenn Sie gehen, übergeben Sie unser Land besenrein, das wäre nett.“

Als Sonneborn geht, hinterlässt er das Schauspielhaus zwar nicht besenrein, dafür aber unter lautem Applaus. Und all diese Reden und Erzählungen, so lustig und unterhaltsam sie seien mögen, zeigen vor allem eines: Martin Sonneborns spitze Zunge bringt nicht nur das Publikum zum Lachen, sondern auch einige Probleme innerhalb der EU auf den Punkt.


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