Manchmal passt alles zusammen - zumindest auf dem Papier. Les Fragments de la Nuit, wo sonst als im Bett sollen Musiker mit diesem Namen spielen?! Als Modern Classic aus Frankreich angekündigt, zeugte dieser Programmpunkt von der Experimentierfreudigkeit des Bettbetreibers Frank Dietrich. Und oft hat er gerade mit dem Leisen, Subtilen, auch - nennen wir´s mal so - "Abseitigen" Glück und der Club ist voll. Nur leider nicht an diesem Dienstag. Da war das Wetter zu gut, Mono spielten im Nachtlerben und Bayern gegen Barcelona. Alles eher keine Argumente gegen eine kleines, feines Konzert. Gehen wir einfach mal davon aus, dass Les Fragments leider noch zu unbekannt sind in Deutschland. Die, die dabei waren, werden wieder kommen und mindestens zwei, drei anderen Musikverrückte zu begeistern wissen, mitzukommen.
"Summer, darkness" stand auf dem T-Shirt von Pianist und Komponist Michel Villar. Name eines Festivals, auf dem er mal gespielt hatte, aber auch irgendwie programmatisch für die Musik des Quintetts, vier Streicher, drei Geigen plus Cello zum Keyboard (leider kein Flügel in the house). Irgendjemand meinte vorm Konzert noch, das, was Les Fragments spielten, sei doch eher Herbstmusik. Kann man, muss man aber auch nicht so sehen. Denn Villar ist kein Melancholiker, er ist Score-Komponist, sprich er schreibt Musik für Filme (auch Theater, Ballett) und versteht es, abstrakt wie konkret zu komponieren, sehr stimmunsvoll und auch atmosphärisch. Namen wie Yann Tiersen (nur der ist weit "folkloristischer") und Philip Glass (dessen Musik viel serieller wirkt) werden immer wieder genannt. Auch an Peter Greenaway-Filme mag man denken und somit an Michael Nyman. Wer die Musik sezieren will, wird vieles finden, denn Villar, seine drei Geigerinnen (die erste Geige, Mademoiselle Ombeline ist Ko-Komponistin) und der Cellist bewegen sich irgendwo zwischen Menuett und Minimal Music.
Moderne Klassik hin, moderne Klassik her - Les Fragments de la Nuit können in der Clublounge genauso spielen wie in einem Klassiksaal, einer Kirche, auf dem Schloss, im Burghof und auf der Straße. Und sie finden Fans unter Folkies, Jazzern, Indie Rock-Fans und in der Gothicgemeinde. Die Musik jedenfalls blubbert weder vor sich hin, noch ist sie in einem ununterbrochenen Fluss. Sie hat sehr viel Dynamik und jeder Musiker hat seine Rolle, rhythmisch oder melodisch. Und Legatos liegen über Stakkatos und wenn die Geigen zu Pizzicati ansetzen, bekommen Klassikpuristen einen Schreck, so perkussiv und auch knallig kommen die rüber.
Zur zweiten Zugabe wechselte Villar, der nicht ständig Piano spielte, sondern auch mal die Streicher allein wirken ließ, als Teilzeit-Schlagzeug einer - hab ich das richtig verstanden? - Hard Rock Band zum Stuhl und bearbeitete den mit Handrücken und Fingerknöcheln. Kein Wunder, dass die Musiker es als Kompliment verstanden, als man ihnen nach dem Konezrt sagte, hey, your music rocks....