KulturTagJahr an der IGS Nordend

„Miteinander, nicht nebeneinander“

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Schüler der IGS Nordend haben im Rahmen des KulturTagJahr-Projekts die Aufführung „Atem. Strömung. Wirbel. Klang“ erarbeitet. Am Wochenende geben sie ihre Vorstellungen davon im Frankfurt Lab.

Laura Roban /

Damit ein Glas schön klingt, muss es erst einmal angeschlagen werden. Allerdings nicht zu fest, sonst geht es kaputt. Aber bei der Generalprobe muss schließlich etwas schief gehen, damit die Erstaufführung gelingt, heißt es im Theater. Während einige der Darsteller bei der Generalprobe am Freitag vor mit Wasser gefüllten Gläsern stehen und mit ihnen musizieren, indem sie leicht über den Rand streichen, soll auch eine Schale durch besagten Anschlag zum Klingen gebracht werden. Als die Schale zerbricht, sind die Schüler erst einmal verwirrt, vereinzelt ist aus dem Publikum ein Klatschen zu hören. Schnell ist die zerbrochene Schale durch eine neue ersetzt, die Glasscherben werden beiläufig eingesammelt. Dann gibt es doch eine kurze Unterbrechung, um die Pfütze aufzuwischen und die letzten Splitter einzusammeln, denn die nächsten Darsteller möchten barfuß auf die Bühne.

Die Anspannung, die in der Luft liegt, zeigt, wie nervös und aufgeregt die Achtklässler der IGS Nordend sind - sie haben schließlich einige Zeit investiert in die Proben und Vorbereitungen ihres Stücks „Atem. Strömung. Wirbel. Klang.“ Am Wochenende stellen sie es zum ersten Mal vor. Seit September arbeiten die Schüler einen Tag in der Woche nicht wie gewohnt in der Klasse, sondern mit Künstlern in den Bereichen Bildende Kunst, Musik, Literatur, sowie Schauspiel und Tanz. Das Thema: Luft. Das Finale des KulturTagJahr-Projekts der Altana Kultur Stiftung wird im Frankfurt Lab aufgeführt.

Seit vier Jahren nimmt die IGS Nordend nun schon am KulturTagJahr statt. Die gesamte achte Jahrgangsstufe, 100 der insgesamt 600 Schüler, kam jeden Donnerstag in Gruppen zusammen, um gemeinsam mit Schauspielern, Autoren oder Musikern eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Nachdem sie Einblicke in verschiedene kulturelle Bereiche bekommen haben, konnten sie sich für einen entscheiden.

Jule, die ebenfalls die Jahrgangsstufe 8 der IGS Nordend besucht, entschied sich für Literatur. Das Projekt habe ihr von Anfang an gefallen, sagt sie. Sie habe viele eigene Geschichten geschrieben und habe anschließend Tipps vom Lyriker Matthias Göritz bekommen. Mit Schauspielern habe sie in der Gruppe dann geübt, ihre Texte vorzutragen. „Am Anfang habe ich gezittert, wenn ich eine Geschichte vor dem Jahrgang vorgelesen habe. Jetzt ist es ganz einfach“, sagt Jule. Der Schulleiter der IGS Nordend, Uwe Gehrmann, sieht gemäß dem Motto „Ein Tag. Ein Jahr. Ein Jahrgang“ das „Miteinander, nicht das Nebeneinander“. Die Kinder entwickelten ein Gespür füreinander und könnten sich gemeinsam weiterentwickeln. Bei einem Besuch des Ateliers Goldstein seien die Kinder auch erstmals mit einer Künstlerin mit einer geistigen Behinderung in Kontakt gekommen. Die Schüler seien der Künstlerin und Handwerkerin mit „Spannung und Neugierde“ begegnet – nach einem gemeinsamen Besuch des Senckenberg-Museums gestaltete die Gruppe Dinosaurier, die nun im Foyer des Frankfurt LAB zu sehen sind.

Neben der Grundschule Reifenberg, an der das Projekt vor acht Jahren startete, nehmen heute außerdem die Grundschule Hölderlin, die IGS Nordend und die Förderschule Charles-Hallgarten am KulturTagJahr in Frankfurt teil. Christian Kammler von der Uni Marburg, der am Masterstudiengang Kulturelle Bildung an Schulen mitarbeitet, betont, wie außergewöhnlich das Programm der Stiftung sei. Durch das Projekt werde jede „Schule herausgefordert, sich selbst zu hinterfragen“ und eigene Konzepte der kulturellen Bildung zu entwickeln.

>> „Atem. Strömung. Wirbel. Klang.“, Frankfurt LAB, Schmidtstraße 12, 10.-12.7., Beginn jeweils 19.30 Uhr, am Sonntag 11 Uhr. Kartenanmeldung: info(at)altana-kulturstiftung.de.


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