Kultur Together

Kulturerlebnisse sollen Frankfurter und Neuankömmlinge verbinden

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Oper, Theater, Tanz und Museen – wer sie besucht, ist dabei ungern allein. und weil Kultur verbindet, haben sich jetzt Institutionen und Stiftungen zusammengeschlossen, um Flüchtlinge mit Frankfurtern zusammenzubringen.

Nicole Brevoord /

Ob man jetzt das Stück mit dem irreleitenden Titel „Bad Jews“ im English Theatre anschaut, oder den Wiener Philharmonikern in der Alten Oper lauscht oder sich durch das Historische Museum führen lässt, das Schöne daran ist doch, wenn man sich im Anschluss darüber unterhalten kann. Ja wenn der Kulturgenuss nicht einsam ist, sondern gesellig. Auch unter den Flüchtlingen und Migranten gibt es Kulturbegeisterte und ihnen soll der Zugang zum vielseitigen Angebot der Stadt erleichtert werden. Sieben namhafte Frankfurter Kulturinstitutionen haben sich mit der mit der BHF-BankStiftung, dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten und der Crespo Foundation für das Pilotprojekt „Kultur Together“ zusammengeschlossen. Vom 28. April an bis zunächst zum 14. Juli wurde ein online einsehbares Programm in sieben Sprachen (unter anderem in Arabisch, Tigrinja, Farsi und Türkisch) erstellt, für das sich Migranten anmelden, die an einer der Veranstaltungen teilnehmen möchten. Aber auch Frankfurter Kulturaffine sind gefragt. Wer Lust hat, sich vor dem Event mit den Migranten zu einem Kennenlernen zu treffen und sich nach der kulturellen Erfahrung auszutauschen, der kann sich ebenfalls online als Begleiter anmelden.

„Kultur leistet einen Beitrag für die Integration und ist eine Ebene, wo sich alteingesessene Frankfurter und Neuankömmlinge treffen können“, sagt Stefan Murner von der BHF Stiftung. In vielen Städten gebe es eine weitaus schlechtere Durchmischung der Bevölkerung, da hätten es Migranten schwerer als in Frankfurt mit den Einheimischen Kontakte zu knüpfen. Kultur Together solle nun ein niedrigschwelliges Angebot sein, Kultur und Leute kennenzulernen. Am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Integration sei ein langfristiger Prozess, bei Erfolg solle auch Kultur Together weiter ausgebaut werden.

Wenn beispielsweise ein Flüchtling Interesse an einem Konzert mit Gregory Porter habe, dann könne er auf der Homepage seinen Namen angeben, sein Alter und seine eMailadresse und eine Sprache wählen, das Amt für multikulturelle Angelegenheiten würden dann einen ehrenamtlichen Dolmetscher zur Verfügung stellen, der mit ins Theater, zum Konzert oder ins Museum kommt. Die Bestätigungsmail gelte dann als Zugangsberechtigung. Man werde indes versuchen, dem Alter des Neuankömmlings zu entsprechen, wenn es um die Zuteilung der Begleiter gehe. Die interessierten Frankfurter können sich analog dazu anmelden, sie zahlen ganz reguläre Eintrittspreise und sind jeweils dreißig bis sechszig Minuten vor der Veranstaltung bei einem Welcome Meeting da, um ihre Begleitung kennenzulernen und vielleicht geht man auch nach dem Konzert noch zusammen einen Kaffee trinken. „Migranten zahlen die gleichen Tarife, wie sie Bürger mit Frankfurtpass oder Kulturpass auch zahlen würden“, sagt Murner. „Wir wollen nicht den Eindruck erwecken, dass für Flüchtlinge alles gratis ist.“ Manchmal ist ein Kulturereignis für die Migranten dann schon für 3,50 Euro inklusive RMV-Rückfahrtticket zu haben.

„Es ist ein Versuch“, sagt Murner, der sich sehr darüber freut, dass sich bei der BHF-Bank schon einige freiwillige Begleiter gemeldet haben. Nun wolle man das Angebot bei Wohlfahrtsverbänden, die auch Träger von Flüchtlingsunterkünften seien und bei Sozialarbeitern publik zu machen, damit auch alle Interessierten von dem Angebot erfahren. „Viele Projekte haben den Charakter, den Flüchtlingen etwas beibringen zu wollen“, sagt Armin von Ungern-Sternberg, Amtsleiter vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten über die doch meist eher „asymmetrische Beziehung“. „Bei Kultur Together ist das nicht so, schon der Sprachgestus unterscheidet sich. Uns geht es bei der Initiative um eine Begegnung auf Augenhöhe.“

An Kultur Together sind folgende Institutionen beteiligt: Alte Oper, The English Theatre, Haus am Dom, Historisches Museum, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Künstlerhaus Mousonturm, Oper sowie die BHF-BANK-Stiftung, das Amt für Multikulturelle Angelegenheiten und die Crespo Foundation.

Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig
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