Kolumne von Ana Marija Milkovic

Ist das Kunst oder kann das weg?

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Unsere Kolumnistin lässt sich über ältere Männer aus, die es nicht lassen können, sich über "ureigenste Themen" auszulassen. Zum Beispiel den Zeit-Kolumnisten Harald Martenstein. Oder den Künstler Ottmar Hörl.

Ana Marija Milkovic /

Sören studiert und arbeitet nebenher im Restaurant Margarete. Dort begrüßte er mich kürzlich mit den Worten, er habe am Sonntagmorgen im Bett an mich gedacht. Die Vorstellung hätte ausgesprochen charmant sein können, wenn nicht Grund des Anstoßes Harald Martensteins Kolumne für Die Zeit gewesen wäre. Sören teilt nach dem Lesen einer der letzten Kolumnen in der Zeit meine Meinung in Sachen Martenstein.

Martenstein ist Anfang sechzig und wurde jüngst zum zweiten Mal Vater. Seither arbeitet er sich an dem Thema "Vater werden im Alter" in seiner Kolumne ab. Wir werden mehr darüber zu lesen bekommen. Davon ist auszugehen, denn mit Windeln wechseln in öffentlichen Schwimmbädern wird es in den kommenden Jahren nicht getan sein. Das Kind will mehr. Fußball spielen zum Beispiel. Bemerkenswert dabei ist, dass die Redaktion der Zeit Gefallen an diesem Themen findet und sie wöchentlich protegiert.

Die Nation sprudelt nur vor älteren Männern, die sich nicht davon abhalten lassen, den Rest der Nation mit ihren ureigensten Themen zu unterhalten. Vor dem Römer zum Beispiel stehen kleine grüne Ampelmännchen. Ein übergroßes Modell dieser ostdeutschen Ampelmännchen steht auch vor der Paulskirche. Erst war es verschwunden. Nun ist es wieder da. Der Künstler dieser Skulpturen heißt Ottmar Hörl und macht solche Aktionen nicht das erste Mal: Seligenstadt füllte er mit blauen Zwergen, die Mathildenhöhe mit Fröschen und nach Athen, wie könnte es auch anders sein, trug er Eulen. Ottmar Hörl sagte einmal zur Kunst befragt: „Ein Bildhauer definiert sich nicht dadurch, dass er tonnenweise Material hinschüttet, Förmchen drapiert und sich auf der schmalen Werkspur der Identifizierbarkeit selbst verwirklicht, sondern dadurch, dass er Materie in Bewegung versetzt. Wie ein Zauberer.“

Als ich am Dienstagabend am Römer mit meinem Fahrrad vorbei vorbei fuhr, standen die Dinger aber immer noch da. Sie, liebe Frankfurter, sollten nun aber verstehen, dass Sie weder alternde, sich selbst bemitleidende Männer lesen noch auf Zauberer warten sollten, sondern die Dinge selbstklärend in die Hand nehmen können. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, was daran Kunst ist, aber auf jeden Fall kann das weg!


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