Beim Eichborn Verlag glaubt man ans Überleben. Ab sofort können sich interessierte Investoren einen Überblick über die Lage des Hauses machen. Denn ein starker Partner soll den Weg aus der Misere ebnen.
Christoph Schröder und Julia Lorenz /
Der Eichborn Verlag, das ist die gute Nachricht, bleibt in Frankfurt. Und er hat Insolvenz angemeldet. Ob das unbedingt nur eine schlechte Nachricht ist? Ja, aber auch nein. Denn es gibt neue Entwicklungen. Ab Mittwoch ist der „elektronische Datenraum“ geöffnet. Soll heißen: Potentielle Investoren haben Zugriff auf alle Daten des Unternehmens, können sich einen Überblick verschaffen. Der Frankfurter Insolvenzverwalter Holger Lessing hat dort alle wichtigen Information vom Herbstkatalog, Autorenverzeichnis über Bilanzen, Umsätze, laufende Kosten bis hinzu Mitarbeiter- und Vertriebsstrukturen gesammelt. „Investoren können so sehen, wie viel Geld sie in die Hand nehmen müssen, um den Verlag mit der Fliege zu retten“, sagt Lessing. Und er glaubt auch weiterhin an die Zukunft von Eichborn. Aus eigener Kraft werden sie es zwar nicht schaffen, aber mit einem starken Partner sehe er da nicht schwarz. „Synergien müssen aufgebaut werden. Es macht mehr Sinn einen Partner zu finden unter dessen Dach der Verlag arbeiten kann. Denn das Problem ist, dass Eichborn kein riesen Verlag ist, aber eine Ausstattung wie ebensolcher hat. Das war zu viel.“ Unter Obhut eines großen Verlagshauses könnte Eichborn unter seinem Namen weiter auf dem Markt agieren und die Kunden würden die Umstrukturierungen nicht merken. Das klingt stark nach einer Zusammenarbeit mit einem Konzern wie Randomhouse – eine Option, die noch vor wenigen Monaten verworfen wurde, weil man die programmatische Eigenständigkeit des Verlages in Gefahr sah.
In den nächsten Wochen werden sich die potentiellen Investoren einen Überblick verschaffen, so dass der Insolvenzverwalter „spätestens Anfang August in die ersten Verhandlungen gehen kann“. So hofft er zumindest. Denn bereits am 1. September wird das Insolvenzverfahren eröffnet. „Und bis dahin muss der Kauf in trockenen Tüchern sein.“ Anderenfalls würde ein Investor die Geschäfte nicht übernehmen, denn so fallen Altlasten des Verlags weg und Leichen im Keller brauche niemand.
Die Arbeitsplätze will Holger Lessing selbstverständlich so gut es geht retten. Und die Stimmung im Hause sei gut. „Die laufenden Verträge werden bedient. Der Geschäftsbetrieb funktioniert derzeit fast normal. Kleine Störfeuer, die gelöscht werden müssen, gibt es immer. Alles ist deutlich geregelter. Und die Mitarbeiter sind zuversichtlich.“ Der Behauptung, dass der Großteil des Herbstprogramms aus finanziellen Gründen erst gar nicht in Druck gehen könnte, widerspricht Lessing energisch: „Selbstverständlich prüfen wir jeden einzelnen Titel. Und wahrscheinlich wird nicht jedes angekündigte Buch erscheinen können.“ Dennoch wird es auch in diesem Bücherherbst Eichborn-Titel in den Buchhandlungen geben. Darauf ist der Verlag auch dringend angewiesen. Denn zur Rettung des Verlages gehört unabdingbar ein neuer Investor, der wie Lessing sagt, bereits in die Planung des Frühjahrsprogramms involviert sein soll.