Beim internationalen Kinderfilmfestival Lucas vom 21. bis 28. September werden 60 Produktionen aus aller Welt gezeigt. Schwerpunkt ist das Thema Auswanderung und Flucht von Kindern.
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Ein 14-jähriges Mädchen läuft durch Bangladeschs enge Straßen. Von allen Seiten rufen ihr Männer hinterher, pfeifen, fordern sie auf, zurückzukommen. In Deutschland kaum vorstellbar – in Bangladesch leider Alltag, wo sich Mädchen aus Angst vor Belästigung und Misshandlung nach Hause flüchten. So wird das Zuhause nicht nur zum Zufluchtsort, sondern auch zum Gefängnis, wo die Zwangsheirat wartet.
Dieser Teufelskreis wird im Kurzfilm „Go Straight Home“ thematisiert, der beim diesjährigen Lucas Kinderfilmfestival gezeigt wird. Das Festival, das zum 37. Mal im Deutschen Filmmuseum stattfindet, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Migration – Traum oder Trauma?“ und beschäftigt sich mit den Lebenswelten von Kindern aus verschiedenen Kulturen. Petra Kappler, Leiterin des Festivals, sieht sich in der Verantwortung, dabei auch die Lebensumstände rund um den Globus in den Vordergrund zu rücken: „Wir möchten zeigen, was in der Welt passiert und die Menschen dafür sensibilisieren“, sagt sie.
Gezeigt werden 60 Produktionen aus 26 Ländern, in denen auch Schicksale von Kindern vorgestellt werden, die ihr Heimatland verlassen mussten oder auf der Flucht sind. Die Filme werden in der Originalfassung mit englischem Untertitel gespielt, bei Schulvorstellungen wird der deutsche Text eingesprochen.
Die Produktionen sind in die vier Kategorien Langfilm, Kurzfilm, animierter Kurzfilm und Jugendfilm eingeteilt. Neben anspruchsvollen Filmen ab 16 Jahren gibt es für jede Altersklasse geeignete Filme, die am 27. September bei der Preisverleihung prämiert werden. Die achtköpfige Jury setzt sich aus vier Kindern und vier Experten zusammen, die sich während des Festivals täglich treffen, um die Filme zu bewerten. Teil der Kinderjury sind unter anderem Luis (12) und Maxa (11), die hohe Ansprüche an die Filme haben: „Gute Filme sollten mindestens eine lustige Stelle haben. Selbst der schlimmste Horrorfilm sollte nicht zu ernst sein“, sagt Maxa. Auch Luis, der „sozusagen am Set aufgewachsen“ ist, da seine Eltern in der Filmbranche arbeiten, hat bestimmte Vorstellungen: „Ich würde gerne mal einen Film über Kinder sehen, die die Welt beherrschen. Kinder im Gerichtssaal stelle ich mir witzig vor“, sagt er.
Am 23. September werden zudem Preise der „Peter Ustinov Stiftung“ verliehen, die junge Talente und Kreativität unterstützt und fördert. Der „Sir Peter Ustinov Newcomer Award“ würdigt einen Nachwuchsdarsteller aus einem Jugendfilm mit 1000 Euro Preisgeld, der Jugendfilmpreis ist ebenfalls mit 1000 Euro dotiert.
Trotz der ernsten Thematik beim diesjährigen Festival, steht vor allem der Spaß im Vordergrund: Kinder können an verschiedenen Workshops teilnehmen und sich beispielsweise vor dem Blue Screen in Filmkulissen setzen lassen oder beim „Stopptrick-Workshop“ die Kunst der Animation lernen. Zudem gibt es einen „Aktivbereich“, in dem kleine Besucher ihr Festival-Wissen testen können oder Filmbegriffe erklären müssen, ohne bestimmte Wörter zu benutzen. Zudem sind Filmschaffende, Jungdarsteller und Regisseure aus aller Welt zu Gast, um über ihre Arbeit zu berichten. Neu ist dieses Mal, dass einige Gespräche per Skype geführt werden und die Filme auf iPads geladen werden, um sie direkt im Filmmuseum anzusehen.
>> Lucas – Internationales Kinderfilmfestival, Deutsches Filmmuseum/, Schaumainkai 41, 21. bis 28. September; Eintritt für Kinder 3,50 Euro, Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Weitere Vorstellungen gibt es im Cinestar Metropolis und im Cinemaxx Offenbach.