Hooray for Hof!

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Andreas Dosch /

Dem JOURNAL-Filmredakteur wehte bei den Hofer Filmtagen auch dieses Jahr wieder der Duft von frischer Bratwurst und frischem deutschen Kino um die Nase.
Hof
Jedes Mal, wenn ich die A 70 von Schweinfurt nach Bayreuth entlangfahre, mich die güldenen Herbstwälder der Fränkischen Schweiz in Empfang nehmen und später auf der A 9 Richtung Berlin polnische Lastkraftwagen die Mittelspur blockieren, frage ich mich: „Wie viele Jahre fährst du jetzt eigentlich schon nach Hof?“
Die Antwort: etliche. So um die 15, keine Ahnung. Denn in diesem niedlichen Ort in Oberfranken („Oberrrfrrrrangen“, wie die Einheimischen sagen) finden alle Jahre wieder Ende Oktober die Internationalen Hofer Filmtage statt: Immer noch das bedeutendste Festival für den deutschen Film auf heimischem Boden. Eine Traditionsveranstaltung. Eine Begegnungsstätte. Eine Art Wohnzimmer der bundesrepublikanischen Kinobranche. Zum 43. Mal im Jahr 2009. Und ich war wieder mit dabei.
Bei Festivals fragt man immer nach den neuesten Trends. Gibt es einen Trend im deutschen Kino anno 2009? In Hof konnte ich davon nicht viel spüren. Private Geschichten, Kriegsgeschichten, sogar Komödien wurden präsentiert, gelitten wurde wie immer viel, doch gelacht werden durfte, wie gesagt, auch mal ab und zu (der Darmstadt-Frankfurt-Filmspaß „13 Semester“ wurde vom Publikum geliebt, viele Kritiker rümpften eher die Nase – auch das typisch deutsch). Auffällig ist die große Zahl von Nachwuchsregisseuren und –Regisseurinnen, die aus den Filmhochschulen mit ihren abendfüllenden Debüts auf die Kinoleinwand strömen und vom Hofer-Festivalchef, dem sympathischen Urgestein Heinz Badewitz, gerne und oft eingeladen werden. Meistens hat er sie bereits mit ihren ersten Kurzfilmen da. Wo sich in der fränkischen Kleinstadt-Metropole früher Autorenfilm-Veteranen à la Wenders, Herzog oder Rosa von Praunheim (der kommt immer noch jedes Jahr – auch dieses) die Klinke in die Hand gaben (der „Domm Düggwer“ war auch schon da, so Heinz Badewitz), sind es jetzt nachwachsende Generationen, deren kreativer Output das Gros des Programms dominiert.
Das kann dann irgendwann ganz schön anstrengend werden, denn diese jungen Menschen wollen meist auch ganz viel „sagen“. Ob sie dabei auch ganz viel zu sagen haben, sei mal dahingestellt. Deswegen flüchte ich mich gerne raus aus der oft so tristen deutschen Gegenwartslandschaft, um mir heimlich eine französische Teenagerkomödie anzuschauen („Les Beaux Grosses“ – übersetzt soviel wie „Die heißen Typen“), welche sich als lustigster Beitrag der gesamten Filmtage entpuppt. Oder ich genieße einen als Fuchs animierten George Clooney im neuesten wundersamen Streich des Amerikaners Wes Anderson, dem unwiderstehlichen Puppentrickfilm „Fantastic Mr. Fox“. Kleine Fluchten, wenn man so will. Die man sich auch beim reichhaltigen Wurstangebot („Bauern“, „Gnagger“) und bei einem Glas preiswertem Weißbier (2,50 Euro!) holen. Denn Hof galt einst als „Stadt der Brauereien“. Ist zwar nicht mehr so, aber das Weizen schmeckt trotzdem wunderbar. Und eines der schönsten Kinos Deutschlands besitzt die Stadt dazu: Das große alte „Scala“ mit seinen roten Plüschsesseln und dem wahrhaften Charme eines echten „Filmtheaters“. Traumhaft! Möchte ich nicht missen. Deshalb nehme ich die rund 350 Kilometer von Frankfurt nach Hof auch im kommenden Jahr wieder auf mich – zum wievielten Male auch immer. In Hof merke ich, wie schnell die Zeit vergeht ...


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