Er ist der weltweit schnellste Zauberer: Am Mittwoch begeisterte Hans Klok mit seiner Kunst das Publikum in der Jahrhunderthalle. Er will in die Fußstapfen des großen Houdini treten und sorgt dabei, auch am heutigen Donnerstag nochmals, für gute Unterhaltung.
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Alles beginnt im Düsteren mit Schwarzlicht. Clowns spielen mit leuchtenden Kugeln und plötzlich merkt man, unter einem der Kostüme steckt Hans Klok. Der 46-Jährige Niederländer, der es vom beschaulichen Pumerend bis nach Las Vegas schaffte, ist als New Houdini auf Tour und hat ein paar beeindruckende Varietékünstler mit im Gepäck, die in den mehr als zwei Stunden für Abwechslung und Staunen sorgen. Der blonde Klok wirbelt wie getrieben, mit dem Lausbubencharme eines hyperaktiven Kindes, über die Bühne. Was anfangs gehetzt wirkt, ist letztlich ein Tempo, an das man sich als Zuschauer gewöhnt: Nicht umsonst nennt man Klok den schnellsten Magier der Welt. Kloks Stil ist weniger elegant als der anderer Kollegen, ein Hauch 80er-Jahre umweht ihn mit seinem langen Haar und der Paillettenweste. Und dann entzündet er in einem Käfig das Feuer, wirft ein Tuch darüber, um es sogleich wieder zu lüpfen und schwups sind zwei Damen im Käfig! Mist! Wie macht er das nur? Das werden wir uns im Laufe des Abends ständig fragen. Alles geht so schnell, dass man vermuten könnte, dass es für Tricks gar keine Zeit gibt.
Klok bindet das Publikum in seine Show ein. Sprach er anfangs nurschelnd Englisch, wechselt er plötzlich ins Deutsche. Der starke Akzent aber bleibt, aber den nimmt Klok selbst auf die Schippe:“Ich spreche wie Rudi Carrell und sehe aus wie Linda de Mol!“ Das kommt hin.
Kloks Vorbild ist der große Houdini, eigentlich ein Ungar, der vor einhundert Jahren in den USA und auch weltweit, vor allem mit Entfesselungsnummern, bekannt wurde. Klok nimmt das Publikum mit in Houdinis Zeit, fesselt eine Frau, verbirgt sie hinter einem Tuch und schafft es, sie binnen Sekunden permanent umzuziehen. Doch das Seil um ihren Körper scheint das doch gar nicht zuzulassen.
Doch Klok nimmt sich auch manchmal zurück und überlässt anderen Künstlern die Bühne, etwa der Seiltänzerin Huang Yang aus Shanghai, die im Handstand über das Seil läuft, darauf mit dem Einrad fährt, auch kopfüber, die Pedale betätigt sie dabei mit den Händen. Verblüffend! Fast schmerzhaft ist es, der Kontorsionistin Lunga aus Afrika zuzuschauen. Sie sieht nicht so filigran aus wie manch andere Verbiegungskünstler, umso mehr sorgt sie mit ihren verrenkten Gliedmaßen für Erstaunen. Eine großartige Nummer bieten auch die tanzenden Eheleute Oksana und Vadim aus der Ukraine. Sie sperren sich spielerisch in eine rote Telefonzelle ein und schaffen es binnen Bruchteilen von Sekunden ihre Kostüme zu wechseln. Einmal sogar ganz offen auf der Bühne, aber es geht so blitzschnell, dass der Geist kaum verarbeiten kann, was die Augen sehen. Toll! Auch was die zarte Russin Yulia Rasshivkina mit Hula Hoop-Reifen anstellt, hat man bisher selten gesehen.
Und dazwischen zertrennt Klok hübsche Frauen, lässt sich auch selbst zersägen, einmal sogar von einem Speer durchbohren und dreht sich dabei wie ein Dönerspieß. Verrückt. Aber auch seine Vielzahl von Assistentinnen müssen dran glauben. Eine ruht auf drei nach oben gerichteten Dolchen, zwei davon werden entfernt, so dass die Dame mit der Klingenspitze im Nacken waagrecht über der Bühne zu schweben scheint. Ja wie macht der Klok das nur? Einen Trick hat Klok vom legendären Magier Blackstone, dabei lässt er eine glimmende Glühbirne fliegen. Am Spektakulärsten aber sind die Unterwasserentfesselungsnummer und die Kralle des Todes, mehr Stunt als Trick. Um 22.30 Uhr ist die Show vorbei, das Publikum ist verzaubert. Heute ist Hans Klok nochmal abends in der Jahrhunderthalle zu sehen. Tickets kosten 45 bis 78 Euro, weiter vorne sitzen lohnt sich.