Here comes the Rain

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Andreas Dosch /

fab4

Was ist denn das? Haben sich da vier Figuren aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett selbständig gemacht und stehen nun in Beatles-Kluft auf der Bühne der Alten Oper? Man fühlt sich irgendwie in eine Szene des Films „Nachts im Museum“ versetzt, als die amerikanische Gruppe Rain in den dunkelgrauen Sechzigerklamotten der legendären Pilzköpfe aus Liverpool zu den Klängen von „I Wanna Hold You Hand“ ihr knapp zweistündiges Konzert eröffnet – ein Tribut an die Beatles, eine „musikalische Zeitreise“, eine Coverband, die Glück hatte. Was wohl die Jungs von der Beatles Revival Band – zuletzt vornehmlich in Festzelten beheimatet – dazu sagen?

Die Maskenbildner haben sich jedenfalls alle Mühe gegeben. Zu große Mühe vielleicht. Ich, als lebenslanger Paul McCartney-Fan, staune jedenfalls nicht schlecht, wie da Joey Curatolo auf die Bühne kommt, der Bassist, zentnerdick mit Schminke zugekleistert, und auf ziemlich tuntige Art den Macca gibt. Er soll den jungen Paule darstellen, sieht aber älter aus, als der Echte heute (gerade 67 geworden). Später, im „Sgt. Pepper“-Teil der Revue, hat man Steve Landes (als John) einen dermaßen albernen Schnauzer plus falscher Perücke verpasst – der Mann wirkt nicht wie ein von „Love & Peace“ durchdrungener Prä-Revoluzzer-Lennon, sondern wie der Gymnasial-Oberstudienrat von nebenan. Ralph Castelli imitiert den Ringo als dauergrinsenden, aber irgendwie sympathischen Idiot – und in der Pause fragt mich meine (deutlich ältere) Sitznachbarin, wie denn noch mal der vierte Typ hieß. John, Paul, Ringo und … George, genau! Den hätte sie gar nicht erkannt, und Gitarrist Joe Bithorn fängt auch erst ganz am Ende mit Bart und langer Zottelmähne an, dem „stillen Beatle“ halbwegs ähnlich zu werden. Derweil ihr Gatte nur brummelnd die Arme verschränkt. Er habe die Beatles damals live gesehen – ja, die echten Beatles, alle vier! –, dreimal, einmal hätten sie sogar in Frankfurt im „Storyville“ gespielt. Beeindruckend. (Nebenbei: Ich habe Ringo einmal live erlebt – in Aschaffenburg, und Paul viereinhalb Mal – dreimal in Frankfurt, einmal München und dort am nächsten Tag noch beim Soundcheck).

Die Rain-Performance beeindruckt mich allerdings weniger. Die Songs werden meines Erachtens zu schnell gespielt, manchmal regelrecht hingeworfen, die komplizierten Passagen der späteren Phase kommen allesamt aus dem Synthesizer des Keyboarders und Rain-Initiators Mark Lewis. Gut, das hätte die Originalband auch so gemacht, wäre sie zusammen geblieben und weiter auf Tour gegangen. Aber irgendwas fehlt. Der Charme, die Spielfreude, das Charisma. Es ist halt doch nur Beatles-Fasching, was hier mit hohem technischem Aufwand (nette Filmeinspielungen mit zeitgemäßen Dokumentaraufnahmen inklusive dem guten alten HB-Männchen) zelebriert wird. Da stehen vier Clowns auf der Bühne und machen einen auf Fab Four. Sie machen das zwar nicht schlecht, der zweite Teil des Abends ist auch besser als der erste, aber von der angekündigten „furiosen, genialen Show“, von Magie gar, ist kaum etwas zu spüren Auch das Publikum wirkt eher reserviert und muss von einem etwas dämlich herumhüpfenden „Lennon“ erst zum Aufstehen animiert werden, bis ansatzweise so etwas wie Stimmung aufkommt. Klar, „Hey Jude“ wirkt da Wunder, und der berühmte „Na na na nana na naaaa“-Refrain ist ein Selbstläufer. Aber da sind wir auch schon in der Zugabe.

Später am Abend, wieder Zuhause, habe ich mir dann noch mal ein paar der alten Beatles-Platten aufgelegt. Und wissen Sie was? Die hörten sich irgendwie frischer an.

Letzte Vorstellung: 28. Juni 2009.

Foto: MLK.com


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